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Montag, 9. Juli 2012

Tag 116: Von Carta nach Arpasu de Sus - 10Km (1492Km)


Mittwoch, 04.07.2012

Mit einem sehr guten Frühstück geht der Tag los. Noch lange sitze ich mit Estera am Frühstückstisch und unterhalte mich mit ihr über Gott und die Welt. Wortwörtlich.
Als Abschiedsgeschenk gibt sie mir die kleine, und garnicht so schwere Ausgabe der Bibel.
Sie sagt dass sie ihr immer geholfen hat und hofft dass sie auch mir helfen wird.
Da ich ja meinen Rucksack erst ein wenig erleichtert habe ist ja nun wieder Platz für neue Sachen.

Das beste kommt noch: Sie kennt jemanden im nur 10Km entfernten Ort Arpasu de Sus. Sie schreibt mir den Namen auf und ich mache mich auf die Reise.
Mittlerweile ist es bereits 11Uhr. Aber es geht ja heute nicht weit.

Vorbei an den Ruinen einer 1200 Jahre alten Kirche höre ich, lange vor dem nächsten Ort, laute Stimmen.
Es wird sich nicht unterhalten, ich höre wie sich Menschen teilweise anschreien.
Als ich aus einem Wald auf eine Lichtung komme denke ich, ich bin auf einem Jahrmarkt. Und so ist es auch.
Nur handelt es sich nicht um einen Jahrmarkt so wie ich ihn kenne. Hier wird hier alles verkauft. Und ich meine wirklich alles.
Vom japanischen Spielzeug über Pferde, Schweine, Kühe, Lebensmittel aller Art, Fahrzeuge, Rasenmäher...
Die Liste ist lang. Ich glaube endlos.

Ich schaue mich kurz um, finde jedoch nichts was ich auf die nächsten Meter gebrauchen könnte.
Noch einmal kurz auf die Karte geschaut und weiter geht es.

Nein geht es nicht. Wo ist die Brücke hin welche hier eindeutig auf der Karte eingezeichnet ist?
Eine Theorie: Der nette Herr der mir anbietet, mich mit seiner Kuh für 5Lei (ca. 1€) trockenen Fußes auf die andere Seite zu bringen hat sie abgerissen um sich hier ein Imperium aufzubauen.
Ich lehne sein Angebot dankend ab.

Ein 2ter Herr kommt hinzu der mir anbietet mich, komplett mit meinem Rucksack, für gerade einmal 1Lei huckepack rüber zu tragen.
Kein Scherz. Ich liebe das Abenteuer jedoch ist selbst das mir zu riskant. Auch das lehne ich ab.

Ich stehe ca. 5min. dort und schaue mir das Treiben an. Ständig fahren Kutschen und Autos durch. Und auch Fußgänger laufen barfuß durch das Wasser.
Es ist nicht sehr tief. Und so entscheide ich mich ebenfalls für diese Variante.
Schuhe aus und durch. Das ist bei 31°c auch richtig angenehm.
Die geschundenen Füße danken es mir.
Auf der anderen Seite angekommen zieh ich die Schuhe wieder an und es geht weiter.

Jedoch nicht mehr weit denn die Sonne tut wieder ihr bestes um das laufen für mich so anstrengend wie möglich zu machen.
Die nächste Bank im Schatten gehört somit mir.

Heute bleibe ich während der Pause nicht lange allein.
Als ein Mann kurz vor die Tür seines Hauses tritt und mich entdeckt, fragt er ob alles in Ordnung ist. Ich zeige ihm den Daumen nach oben. Aber meine Wasserflaschen sind leer.
Diese füllt er hilfsbereit auf und ich setze mich wieder auf die Bank in den Schatten.
Wenig später kommt ein kleines Mädchen aus dem selben Haus und bringt mir eine Handvoll Kirschen.
Und nochmal etwas später kommt der Herr wieder mit einem kühlen Bier und seine Frau mit einem Stück Kuchen.
Gemeinsam sitzen wir nun alle auf der Bank und geniessen das Leben. Auch die Großmutter und Nachbarn kommen noch hinzu.
Die Zeit vergeht, die Sonne sengt sich und ich marschiere weiter. Die letzten Kilometer nach Arpasu de Sus.

Im Ort komme ich an einem Kiosk vorbei. Vor dem Laden sitzen 3 Herren. Ich frage nach der Adresse des Herren dessen Namen mir Estera gegeben hatte.
Die 3 Herren kennen ihn und versuchen mir zu erklären wie ich zu seinem Haus finde. Jedoch sind sich alle 3 nicht einig. Ein junges Mädchen läuft vorbei. Einer der Herren spricht mit ihr und gibt mir dann zu verstehen dass ich ihr, dem Mädchen, folgen soll.

Leider spricht sie kein deutsch oder englisch.
Wir laufen schweigend nebeneinander zu dem Haus.
Als wir ankommen klingelt sie noch und geht wieder davon.
"Vielen Dank!" rufe ich noch hinterher doch sie dreht sich nicht um.

Der Herr des Hauses öffnet mir. Er weiß noch nichts von seinem Glück, und so zeige ich ihm den Zettel auf dem sein Name und die Telefonnummer von Estera draufsteht.

Er ruft Estera an, und als er auflegt bittet er mich mit einem Lächeln herein. Leider spricht er keine meiner Sprachen.
Doch zum Glück kommen weitere Personen hinzu.
Seine 28 Jahre alte Tochter und ihr Mann welche beide englisch sprechen.

Wir essen alle gemeinsam zu Abend und kurz darauf wird mir das Zimmer gezeigt welches ich heute Nacht benutzen darf...

Wir kommen auf die fehlende Brücke zu sprechen. Die beiden erzählen mir dass es an dieser Stelle noch nie eine Brücke gegeben hat.
Allerdings ist es eine häufig genutzte Straße wo sehr viele Autos durchfahren...
Und wer weiß, vielleicht wird es eines Tages eine Brücke geben.
Das wäre jedoch das Ende aller Träume für den Mann und seine Kuh...

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