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Donnerstag, 30. August 2012

Tag 155 - Tag 157: Von Joita nach Chiajna - 15Km (1828Km)


Sonntag, 12.08.2012

Guten morgen. So wie es aussieht werde ich von der Polizei gesucht.
Witziger Gedanke:
Ich laufe freudestrahlend durch Rumänien und werde gesucht.

Heute morgen rief Christina, die Frau von Bebe an und meinte irgendetwas von Polizei. Ich hab wieder nichts verstanden da auch sie nur rumänisch spricht. Wieder rief ich Marko an und bat ihn, sie zurück zu rufen.
Mal sehen was passiert.
Es bleibt spannend.

Jetzt aber erstmal auf nach Bukarest. Der Himmel spiegelt ein wenig die Stimmung wieder - Betrübt.
Zunächst rieselt es nur ein wenig.
Wird dann aber schnell stärker. Aber Egal.
Jetzt sind es nur noch 4Km.

Etwas durchnässt komme ich bei Reinhard und Andreea an. Beide nehmen mich herzlich auf. Der Kontakt kam über Facebook zu stande. Die beiden hatten mich in Sibiu im Fernsehen gesehen und mich daraufhin zu ihnen nach Bukarest eingeladen.
Ich erzähle ihnen sofort die Geschichte die mir ständig im Kopf umher irrt und mich noch nicht so recht entspannen lässt.

Andreea beschließt ebenfalls noch einmal mit Bebe zu telefonieren.
Plötzlich ändert sich die Lage. Bebe behauptet nun das ich seine Kreditkarte aus seinem Auto genommen hätte (in dem ich nie saß) und damit seine eigene Telefonrechnung gezahlt hätte.
Bitte was?!?

Und noch besser: Wenig später ruft ein angeblicher Polizist bei Marko in Brasov an und beschimpft und beleidigt ihn sehr.
Das ganze wird immer verrückter.

Wir beschliessen alle zusammen gleich morgen früh zur Polizei zu fahren um die Sache aufzuklären.
Heut ist Sonntag und die Polizeistation ist leider nur mit einer Person besetzt welche Verkehrsunfälle aufnimmt.


Tag 156: Bukarest
Montag, 13.08.2012

Heute morgen geht's also zur Polizei.
Wir schildern dort den Sachverhalt und erzählen auch von dem Anruf des angeblichen Polizisten.

Zusammen mit 3 Polizisten fahren wir dann zum Haus von Bebe.
Das merkwürdige: Bebe ist bei der Polizei bereits bekannt.
Wegen Internetbetrug.
Auf der Fahrt zu Bebe's Haus fragte mich der Polizist, ob dieser Bebe, von dem wir sprechen, einen roten Dacia fährt. Ja sag ich. Darauf zeige ich ihm ein Bild von Bebe und der Polizist erkannte ihn sofort.
Nur leider gab es bisher keine eindeutigen Beweise gegen Bebe um weitere Schritte zu unternehmen.

Leider war niemand zu Hause.
Der Polizist rief Bebe an. Auf einmal gab es kein Problem mehr sagt Bebe.
Es wäre wohl alles ein versehen und hat sich schon von alleine geklärt meint Bebe.
Doch der Polizist lässt sich nicht abwimmeln. Bebe wurde für den nächsten Tag um 08:30Uhr in die Polizeistation vorgeladen.
Morgen früh geht es dann also nochmal zur Polizei.
Mal schauen wie das weitergeht.


Tag 157: Bukarest Tag 2
Dienstag, 14.08.2012

Ich hab bis 1Uhr wach gelegen.
Das ganze lässt mir noch keine so richtige Ruhe...

Na jedenfalls haben wir heut morgen alle verschlafen.
Ich hatte zwar den Wecker 1mal gehört, doch hab ich ihn irgendwie im Halbschlaf ausgeschalten. Das gleiche ist Andreea und Reinhard passiert.

Um 7:45Uhr klopft es an der Tür. Um 08.30Uhr müssen wir ja bei der Polizei sein.
Jetzt ist Tempo angesagt. Nico der Taxifahrer gibt alles.
Wenn Ihr wüsstet was das heißt.
Helmpflicht!
Und ich lerne auch meine ersten rumänischen Schimpfworte. Ist garnicht schwer.

Als wir bei der Polizeistation ankommen werden Bebe und seine Frau bereits verhört. Wir warten erstmal draußen, lauschen und werden kurz darauf hinzu gerufen.

Beide streiten nun alles ab. Es war ein Versehen, gar nicht so schlimm und hätte sich bereits alles geklärt meinen beide.
Doch es gab eine Anzeige wegen falscher beschuldig. Damit wurde die Akte geschlossen.
Die beiden sind wiedermal registriert und falls sowas wieder passieren sollte gehen sie für mind. 30 Tage ins Gefängnis.
Ich denke dass es ab nun keine beleidigen und erpresserischen Anrufe mehr geben wird.
Die beiden wollten einfach nur versuchen etwas Geld zu erpressen.

Bebe's Frau fing dann an zu weinen, entschuldigte sich und bat mich die Anzeige zurück zu ziehen.
Natürlich hätte ich die Anzeige zurückziehen können. Einfach so.

Aber dafür ist zuviel passiert.
Zum einen die ganzen Geschichten die erfunden wurden. Kreditkarte aus dem Auto gestohlen, online eingekauft, meine Freunde am Telefon beschimpft. etc.
Zu viele ungeklärte Sachen die ich nicht verstehe um die Anzeige einfach zurück zu nehmen.

Hier wurde die Gastfreundlichkeit einfach mal als Mittel zum Zweck genutzt.

Die Sache ist geklärt. Ich bin den beiden nicht böse. Jetzt kann ich wirklich sagen dass ich in Rumänien war. Das hätte mir in Deutschland oder jedem anderen Land ebenso passieren können...

Und nun, im nach hinein war es garnicht so eine große Sache.
Im ersten Moment zwar schon.
Doch ich hatte einige Freunde hier welche mir geholfen haben.
Danke an Marco und Dorina, Kerstin, Emil, Andreea und Reinhard.


Tag 154: Von Slobozia Moara nach Joita - 15Km (1813Km)


Samstag, 11.08.2012

Ich hatte große Pläne für diesen Tag. Es sollte ein Durchmarsch bis Bukarest werden.
Nach dem Regen von gestern ist es immer noch herrlich kühl.
30Km standen auf dem Programm.
Doch daraus wird nichts...

Und dann war sie da. Die Kurve.
Die eine Kurve die mich von nun an wieder nach Osten führt.
2 Wochen lang ging es direkt nach Süden. Und da ich aufgrund der Hitze meist nur noch Vormittags gegangen bin, ist mein linker Arm brauner als mein rechter.
Ich glaube, ich kann das Meer schon sehen. Ganz klein. Ganz weit entfernt. Irgendwo dort muss es sein...

Ich glaubte einen Moment sogar das Meer schon spüren zu können.
Stellte mir vor wie ich aus dem Wasser komme und die Wassertropfen an meiner Haut herunter laufen um dann von der Sonne getrocknet zu werden.
Als ich die Augen wieder auf mache sehe ich tatsächlich dieses Bild. Grosse Wassertropfen auf meiner Haut. Allerdings fehlt der Sand und die Sonne.
Es begann zu regnen und ich musste noch eine Regenpause in Joita einlegen.
Wenn es nicht so viel regnet geh ich ja normalerweise weiter.
Aber wenn es in Rumänien mal regnet dann richtig.
Nicht nur Bindfaden. Aus Eimern. Stundenlang.

Ich verkriche mich unter dem Vordach einer ehemaligen Gaststätte.
Regen kann etwas sehr wunderbares sein. So bleibe ich nicht lange allein denn der Regen schwemmt neue Menschen an.

Ein Junge kommt angerannt. Im T-Shirt und kurzer Hose.
Er hat es nicht rechtzeitig geschafft und ist bereits völlig durchnässt.
Er zittert und ich gebe ihm meine Jacke. Die ist zwar viel zu groß aber wärmt erstmal. Er ist dankbar.
Wir verbringen einige Zeit unter dem Dach. Immer mehr Menschen kommen hinzu. Das Dach wird zu einer kleinen Insel. Ringsherum haben sich Flüsse gebildet.

Die Erde war so lange vertrocknet, dass selbst jetzt, wo sie so viel Wasser hat, dieses nicht aufnehmen kann.

Kann es sein dass es beim Menschen manchmal sehr ähnlich sein kann?
Wenn man sehr lange allein lebt kann man den liebsten Menschen der Welt um sich haben. All die Liebe bringt nichts weil man innerlich vertrocknet ist. Das braucht viel Zeit. Wenn Zeit die Erde vertrocknen lässt, kann die Zeit sie auch wieder aufweichen.
Ich möchte jedoch nicht wie die vertrocknete Erde werden...

Als der Regen etwas nachlässt gibt mir der Junge meine Jacke zurück und rennt wieder hinaus in den Regen.
Wenig später kommt er allerdings mit seinem Vater wieder zurück.
Da es nach wie vor noch regnet und es auch keine Aussicht auf Besserung gibt, lädt mich Ovidou ein heute bei ihm und seinem Sohn zu bleiben.

Jetzt kommt der kleine Haken von dem ich gestern gesprochen habe:
Um 18:40Uhr klingelt mein Handy. Bebe ist dran.
Er ist sehr ungehalten, spricht nur rumänisch, sehr schnell und sehr laut.
Ich verstehe ständig Bani und Calculatore - also Geld und Computer. Aber ich verstehe nicht um was es geht oder was er möchte.
Dann legt er einfach auf.
Ich mache mir Gedanken und Sorgen. Lange Zeit.
Dann beschließe ich Marko aus Brasov anzurufen.
Ich bitte ihn Bebe anzurufen um zu fragen was los sei.
Nach 20min. ruft Marko zurück.
Bebe behauptet ich hätte den PC nach irgendwelchen Nummern durchsucht um Geld zu stehlen.
Und ich hätte dann angeblich mit seiner Kreditkarten Nummer Rechnungen im Internet gezahlt. Huch?
Wie kommt er auf sowas?!

Das hat mich sehr verletzt.
Ich mein. Ich will echt nix Böses und bin immer dankbar wenn man mich aufnimmt.
Warum sollte ich sowas tun?
Bin enttäuscht das Bebe mir sowas zutraut.
Ich denke noch lange darüber nach.

Aber die Geschichte geht noch weiter...

Sonntag, 26. August 2012

Tag 153: Von Iazu nach Slobozia Moara - 20Km (1798Km)


Freitag, 10.08.2012

Ich frühstücke noch gemeinsam mit dem Bauarbeitern bevor ich mich wieder auf den Weg mache.
Ich folge weiter der Staubstrasse Richtung Süden.
Diese endet bald auf einer neuen asphaltierten Strasse.
Ein Blick nach links und nach rechts hilft nicht weiter. Es sieht alles gleich aus. Meine elektronischen Karten funktionieren aus irgendeinem Grund hier nicht.
Es liegt ganz allein an mir welche Richtung ich einschlage.
Ich entscheide mich rechts herum zu gehen und erreiche nach ein paar Kilometer den Ort Ghimpati.
Da ich nun weiß wo ich bin, nehme ich die Papierkarte zur Hand, und die Reise geht noch 2 Orte weiter.

Bebe kommt grad von der Feldarbeit zurück und fährt mit dem Rad an mir vorbei.
Er lädt mich auf einen Kaffee zu sich nach Hause ein.
Und da der Sohn gerade vereist und das Zimmer leer steht, darf ich es für 1ne Nacht nutzen.

"Heut war es zu einfach" denke ich.
Doch es gibt einen kleinen Haken den ich jetzt noch nicht sehen konnte.
Ich folge ihm zu seinem Haus, wir setzen uns in den Schatten und genießen erstmal den Kaffee.

Er beginnt zu erzählen. Seit 20 Jahren ist er Lokführer und befördert Personen und Güter von Bukarest aus in alle Himmelsrichtungen.
Früher waren die Personenzüge voll.
Es gab viele Raffinerien hier in der Umgebung
Die ganzen Arbeiter mussten alle zur Arbeit.
Jetzt hingegen sind viele Züge leer da viele Arbeitsplätze abgebaut wurden.
Und im Winter bei -25°c und Schnee von über 2m höhe ist der Job sehr beschwerlich da kein durchkommen ist.

Dann wird der Himmel plötzlich schwarz.
Nach fast 3 Monaten Trockenzeit gibt es wieder Regen.
Er wäscht den Staub von den Bäumen, den Dächern und den Autos.
Wir sitzen unter dem Vordach im freien und hören dem Regen zu.
Es fällt sehr viel Regen und es ist schön das Geräusch zu hören wenn die Tropfen auf die Erde fallen.

Kleine Flüsse bilden sich da die Erde so stark vertrocknet ist dass sie den Regen garnicht aufnehmen kann.
Für die Landwirte wie Bebe ist der Regen ein Segen.

Sofort wird es kühl. Bebe bringt mir einen blauen Arbeitskittel den er mir über die Schultern wirft.
Der Kittel riecht nach Öl und erinnert mich an die Arbeitssachen meiner Mutter als sie noch in einer Fabrik für Gasherde gearbeitet hat.
Ich liebe den Geruch und fühle mich 20 Jahre zurück versetzt.

Da die beiden morgen früh sehr zeitig aufstehen müssen geht es nach dem Abendessen ins Bett.
Ich darf noch den Laptop nutzen und schaue mir noch einen Film an bevor auch ich ins Bett gehe...

Ihr habt sicher noch keinen kleinen Haken entdecken können.
Ich auch noch nicht.
Aber er wird kommen...

Freitag, 24. August 2012

Tag 152: Von Baltita nach Iazu - 14Km (1778Km)


Donnerstag, 09.08.2012

Von der kleinen Landstraße führt links ein schmaler Feldweg ab.
Ich folge diesem und komme nach ein paar Stunden im kleinen Ort Iazu an.

Unfassbar, aber das selbe Spiel von gestern wiederholt sich.
Als ich eine Pause mache werde ich wieder angesprochen ob ich Hunger habe und ob ich hier übernachten möchte.

Gabi, Lupe, Miroj, George und Florin,
allesamt Arbeiter auf der sich in der Nähe befindlichen Großbaustelle, freuen sich über ein neues Gesicht im Dorf und über Abwechslung zum alltäglichen Fernseh- und Bier Abend.

Wir laufen gemeinsam die paar Meter hinüber zur Baustelle.
Was ich vorfinde ist ein eigenes kleines Dorf im Dorf. Ein Container neben dem anderen.
In der Tat eine eingeschworene Gemeinschaft, eine große Familie.
Seit über 3 Jahren besteht die Baustelle schon. Und es sind immer noch alle die selben Bauarbeiter.
Lediglich 1ner ist gegangen. Herzinfarkt.

Ich komme im Container von George unter. Das Bett ist durchaus bequem und es gibt sogar eine Klimaanlage.

Dann kommt der Chefingenieur der Baustelle vorbei.
Ich sitze mit allen anderen Arbeitern auf einer Bank vor dem Container und beobachte ihn.
Es ist ein guter Chef. Er unterhält sich mit jedem, lacht und isst mit ihnen gemeinsam zu Abend.
Er ist aufrichtig am Wohl der Arbeiter interessiert.
Der Job ist hart, der Lohn gering.
Eigentlich mag keiner den Job.
Doch sie machen ihn gerne, da das Umfeld passt.

George ist ein spitzen Koch. Es gibt Weißbrot mit Tomaten, Gurken, Käse und Speck.

Und eh ich mich versehe bin ich Teil der Gemeinschaft.
Bei Bier, Fernsehen und ausgelassener Stimmung...

Montag, 20. August 2012

Tag 151: Von Ploiesti nach Baltita - 11Km (1764Km)


Mittwoch, 08.08.2012

Ich hab letzte Nacht leider wenig und sehr unruhig geschlafen.
Waren es kurz nach 3Uhr doch immer noch 30°c auf dem Termometer.
Es war einfach zu heiß.

Daniel setzt mich wieder an der Stelle ab wo er mich gestern aufgelesen hat.

Nach 11Km über einsame Landstraßen und kleinen Dörfern ist es Zeit für eine Pause.
Es ist 12:30Uhr und jetzt wird es wieder unerträglich heiß.
Schweiß läuft mir am Gesicht, dem Rücken und an den Armen runter.
Tropfen sammeln sich am Handgelenk und fallen zur Erde.
Mein T-Shirt ist vom Schweiß voll getränkt.

Ich setze mich in den Schatten, stelle meinen Rucksack ab und mache erleichtert meine Beine lang.
Die Augen werden immer kleiner und fallen recht bald komplett zu.

Wie lange ich geschlafen habe weiß ich nicht.
Geweckt werde ich von einer Stimme.
Vor mir steht ein Herr und fragt ob alles in Ordnung ist.
Er deutet mir an das ich ihm folgen soll.
Gleich über die Straße ist sein Haus.
Er muss mich wohl durch das Fenster gesehen haben.
Wir setzen uns in die Küche.
Es ist herrlich kühl während draußen mittlerweile 37°c herrschen.

So schön es ist wieder flach geradeaus zu wandern, das Klima war auf der anderen Seite der Berge wesentlich angenehmer.

Es gibt Mittagessen. Und zwar die besten gefüllten Paprikaschoten seit Mama zu Hause.
Dazu noch ein Bier. Und Ihr könnt erahnen wie ungern ich danach wieder hinaus in die Hitze wollte.

Das ist auch dem Herren und seiner Frau aufgefallen. Kurz darauf lädt er mich ein einfach hier zu bleiben, eine Dusche zu nehmen und es mir auf dem Gästebett, welches seine Frau gerade frisch bezogen hat, gemütlich zu machen.

Da lasse ich mich nicht 2mal bitten.
Kurz darauf genieße ich eine erfrischende Dusche.
Gut bewacht von einer Armee von Kuscheltieren hole ich den Schlaf der letzten Nacht nach...

Nur zum Abendessen öffne ich noch einmal kurz die Augen...

Tag 150: Von Floresti nach Ploiesti - 14Km (1753Km)


Dienstag, 07.08.2012

Wieder ein kleines Jubiläum. Schon den 150zigsten Tag unterwegs.

Stellt Euch vor, Ihr wacht eines morgens auf und die Berge sind weg.
Über 9 Wochen lang haben sie mich ständig begleitet.
Immer waren sie in Sichtweite. Und es war schön sie anzusehen.
Wenn sie auch etwas bedrohliches für mich hatten.
Ich habe den Moment zum überqueren lange vor mir hergeschoben.
Doch es war sehr schön darauf zu wandern.
Wenn es auch nicht immer leicht war mit meinem schweren Rucksack.
Und nun sind sie weg.
Jetzt geht es für sehr lange Zeit flach lang hin.

Und wie mit so vielen Dingen im Leben. Am Anfang sieht das Problem wahnsinnig groß, schwierig und bedrohlich aus.
Man schiebt es vor sich her. Mehr als das. Man trägt es ständig mit sich herum, es raubt Energie die man besser einsetzen könnte.
Innerlich weiß man das es bald kommen wird.
Ist das Problem dann gelöst oder die Entscheidung getroffen, sieht es rückblickend gar nicht mehr so problematisch aus.
Man fragt sich dann warum man es sich selbst so schwer gemacht hat.

Bevor ich gehe, trinke ich mit dem Hotelpersonal noch einen Kaffe und wir frühstücken gemeinsam.
Aus Spaß sagt Violetta dass sie gerne mitkommen möchte.
Und ich glaube in ihren Augen auch tatsächlich den Willen gesehen zu haben.
Das Hotel ist sehr wenig ausgelastet. Ihr Tag besteht hauptsächlich darin TV zu schauen.
Ich denke dass sie sich wirklich wünscht ein anderes Leben zu haben. Wäre nicht alles besser als den ganzen Tag einfach nur anwesend zu sein und fern zu schauen?

Doch wir kehren beide zu unserem Leben zurück. Sie begibt sich wieder hinter den Rezeption Tresen und wartet auf den nächsten Gast, ich schnalle meinen Rucksack auf, verlasse das Hotel und ziehe weiter hinaus in das Unbekannte.

Heute bin ich bereits 14Km gewandert.
Durch kleine Dörfer, teilweise zerfallen, immer entlang der kleinen Landstraße.
Hatte zwischendurch öfters Pause gemacht und ich beschließe im 3Km entfernten, nächsten Ort für heute Schluss zu machen.

Plötzlich hält ein Wagen neben mir.
Der Fahrer fragt wo ich hin will.
Bis zum nächsten Ort, sage ich, um dort eine Unterkunft zu suchen.

Daniel ist Truckfahrer und kennt fast das ganze Land wie seine Westentasche.
"Das nächste Dorf ist winzig. Da gibt es nichts zum Übernachten. Das nächste Hotel wäre in Ploiesti, 18Km von hier. Wenn Du willst fahre ich Dich da hin."

"Ich reise ohne Geld und suche eher was privates wo ich unterkommen kann" erwidere ich.

"Ok, dann schläfst Du halt bei uns."
Sekunden später ist der Rucksack im Wagen und wir fahren zum Haus von Daniel's Familie nach Ploiesti.

Auf dem Weg dorthin erzählt mir Daniel dass er gerne Menschen hilft.
Er war früher sehr arm, hatte nichts zu Essen. Da haben ihm viele Menschen geholfen. Nun will er einfach etwas zurück geben.

Er meint das die Menschen hier in Rumänien früher noch viel mehr geholfen hätten. Jetzt ist jeder damit beschäftigt Geld zu verdienen.
Man entfremdet einander.
Parallelen zu ändern Ländern sind klar zu erkennen.

Mit seinem Truck bringt er Teile der Bühne zu Konzerten. Das macht er Europaweit. München kennt er sehr gut.
Letztes Jahr war er dort unter anderem mit Take That.
Im September geht er mit Coldplay auf Europa Tour. Da wäre ich ja gern dabei. Geniale Band!

Es kühlt sich einfach nicht ab.
Bis 1Uhr sitzen wir bei 30°c im freien, trinken Tee, hören Musik und erzählen über das Leben auf der Strasse.

Schlafen werde ich im Truck. Im Haus ist leider kein Platz.
Das Bett im Truck ist sehr bequem, ich lasse alle Fenster offen, höre leise die Grillen zirpen und sehe die Sterne.

Noch lange liege ich wach weil ich aufgrund der großen Hitze einfach nicht schlafen kann.........



Dienstag, 14. August 2012

Tag 149: Von Breaza nach Floresti - 23Km (1739Km)


Montag, 06.08.2012

Auf der kleinen Landstraße geht die Reise weiter.
Pause mache ich nach 12Km in Bobolia, auf einer Bank, im Schatten einer Kirche.

Die Tür ist geöffnet und drinnen findet gerade ein Gottesdienst statt.
Ich höre den Gesang und ab und zu kommt ein wenig von dem Weihrauch Duft vorbei gezogen.
Wundervolle Atmosphäre.

Vassile kommt aus der Kirche, sieht mich und spricht mich an. Ich erzähle ihm kurz die Geschichte von meinem nassen T-Shirt. Dass es mittlerweile schon 5 Monate unterwegs ist und schon recht viel gesehen hat.
Ob ich Hunger habe fragt er mich.

Er kennt in der Stadt Campina, welche nicht weit entfernt ist, einen guten Freund welchen er mir gerne vorstellen möchte.
Also packen wir den Rucksack ins Auto und fahren zu dem besagten Freund etwas essen.

Gemeinsam setzen wir uns in ein gemütliches Restaurant und haben eine fantastische Mittagspause.

Radu arbeitet in einem Reisebüro und reist ca. 5 - 6 mal im Jahr.
Er kennt sich in der Welt aus und gibt mir einige Tipps für die Türkei.
So sind z.Bsp. 2 Weltwunder auf meiner unmittelbaren Route.
Und er gab mir einen Geheimtipp im Osten der Türkei. Weit ab von Touristen.
Dazu aber etwas wenn es soweit ist...

Vassile hingegen arbeitet das ganze Jahr über in Spanien und ist nun für 1 Monat hier zu Hause bei seiner Familie.

Nach der Pause setzt mich Vassile wieder an der Kirche in Bobolia ab wo wir uns getroffen haben.
Er sagt dass 15Km weiter ein super schönes Motel ist welches er mir empfehlen kann.
Gut sage ich, ich werd es dort probieren. Er lächelt und wir verabschieden uns.

Was soll ich sagen. Man muss schon sehr aufpassen dass man sich im Zimmer bei eingeschalteter Klimaanlage nicht verkühlt.

Als ich nach 4h im besagten Motel ankam wartete Vassile im Schatten und trinkt gemütlich seinen 2. oder 3. Kaffe.
Er lädt mich ein und zahlt das Motel für mich. Er hat früher oft hier übernachtet und kennt das Personal. Daher bekam er einen günstigeren Preis.
Ich bin sprachlos.

Und da es im Motel kein Essen gab, drückt er mir noch 100Lei in die Hand, sagt ich solle mir eine Pizza liefern lassen und mir einfach eine gute Zeit machen.

Ich gehorche auf's Wort.
Ab unter die Dusche, das verschwitzte T-Shirt kurz durchgewaschen und dann aufs Bett gelegt und relaxt.

Der Fernseher hat nur 6 Programme.
Ich nutze die Zeit um nach langer Zeit wieder etwas zu lesen.
Lange jedoch nicht.
Ich kämpfe mit der Müdigkeit.
Um 21Uhr gehe ich ins Bett.

Ach, da bin ich ja schon...