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Montag, 20. August 2012

Tag 150: Von Floresti nach Ploiesti - 14Km (1753Km)


Dienstag, 07.08.2012

Wieder ein kleines Jubiläum. Schon den 150zigsten Tag unterwegs.

Stellt Euch vor, Ihr wacht eines morgens auf und die Berge sind weg.
Über 9 Wochen lang haben sie mich ständig begleitet.
Immer waren sie in Sichtweite. Und es war schön sie anzusehen.
Wenn sie auch etwas bedrohliches für mich hatten.
Ich habe den Moment zum überqueren lange vor mir hergeschoben.
Doch es war sehr schön darauf zu wandern.
Wenn es auch nicht immer leicht war mit meinem schweren Rucksack.
Und nun sind sie weg.
Jetzt geht es für sehr lange Zeit flach lang hin.

Und wie mit so vielen Dingen im Leben. Am Anfang sieht das Problem wahnsinnig groß, schwierig und bedrohlich aus.
Man schiebt es vor sich her. Mehr als das. Man trägt es ständig mit sich herum, es raubt Energie die man besser einsetzen könnte.
Innerlich weiß man das es bald kommen wird.
Ist das Problem dann gelöst oder die Entscheidung getroffen, sieht es rückblickend gar nicht mehr so problematisch aus.
Man fragt sich dann warum man es sich selbst so schwer gemacht hat.

Bevor ich gehe, trinke ich mit dem Hotelpersonal noch einen Kaffe und wir frühstücken gemeinsam.
Aus Spaß sagt Violetta dass sie gerne mitkommen möchte.
Und ich glaube in ihren Augen auch tatsächlich den Willen gesehen zu haben.
Das Hotel ist sehr wenig ausgelastet. Ihr Tag besteht hauptsächlich darin TV zu schauen.
Ich denke dass sie sich wirklich wünscht ein anderes Leben zu haben. Wäre nicht alles besser als den ganzen Tag einfach nur anwesend zu sein und fern zu schauen?

Doch wir kehren beide zu unserem Leben zurück. Sie begibt sich wieder hinter den Rezeption Tresen und wartet auf den nächsten Gast, ich schnalle meinen Rucksack auf, verlasse das Hotel und ziehe weiter hinaus in das Unbekannte.

Heute bin ich bereits 14Km gewandert.
Durch kleine Dörfer, teilweise zerfallen, immer entlang der kleinen Landstraße.
Hatte zwischendurch öfters Pause gemacht und ich beschließe im 3Km entfernten, nächsten Ort für heute Schluss zu machen.

Plötzlich hält ein Wagen neben mir.
Der Fahrer fragt wo ich hin will.
Bis zum nächsten Ort, sage ich, um dort eine Unterkunft zu suchen.

Daniel ist Truckfahrer und kennt fast das ganze Land wie seine Westentasche.
"Das nächste Dorf ist winzig. Da gibt es nichts zum Übernachten. Das nächste Hotel wäre in Ploiesti, 18Km von hier. Wenn Du willst fahre ich Dich da hin."

"Ich reise ohne Geld und suche eher was privates wo ich unterkommen kann" erwidere ich.

"Ok, dann schläfst Du halt bei uns."
Sekunden später ist der Rucksack im Wagen und wir fahren zum Haus von Daniel's Familie nach Ploiesti.

Auf dem Weg dorthin erzählt mir Daniel dass er gerne Menschen hilft.
Er war früher sehr arm, hatte nichts zu Essen. Da haben ihm viele Menschen geholfen. Nun will er einfach etwas zurück geben.

Er meint das die Menschen hier in Rumänien früher noch viel mehr geholfen hätten. Jetzt ist jeder damit beschäftigt Geld zu verdienen.
Man entfremdet einander.
Parallelen zu ändern Ländern sind klar zu erkennen.

Mit seinem Truck bringt er Teile der Bühne zu Konzerten. Das macht er Europaweit. München kennt er sehr gut.
Letztes Jahr war er dort unter anderem mit Take That.
Im September geht er mit Coldplay auf Europa Tour. Da wäre ich ja gern dabei. Geniale Band!

Es kühlt sich einfach nicht ab.
Bis 1Uhr sitzen wir bei 30°c im freien, trinken Tee, hören Musik und erzählen über das Leben auf der Strasse.

Schlafen werde ich im Truck. Im Haus ist leider kein Platz.
Das Bett im Truck ist sehr bequem, ich lasse alle Fenster offen, höre leise die Grillen zirpen und sehe die Sterne.

Noch lange liege ich wach weil ich aufgrund der großen Hitze einfach nicht schlafen kann.........



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