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Samstag, 31. März 2012

Tag 20: Von Grein nach Persenbeug - 21Km

Freitag, 30.03.2012

Nun sind es schon 20 Tage die ich unterwegs bin. Kann's selber kaum fassen.

Heut hat der Wettergott nicht so mitgespielt. Es ist nass und kalt. Dazu noch ekeliger Wind der den Regen schön von der Seite ins Gesicht peitscht.
Schon nach 1 1/2h reicht es mir vorerst und ich mache Pause. Unterschlupf bietet mir die Kirche von St. Nikola.
Ich bin allein und genieße die Stille.
Die Strecke draußen ist heut nämlich nicht hübsch. Es ging die ganze Zeit neben der Bundesstraße her. Und diese ist recht laut und stark befahren.

Doch auch auf der hässlichsten Strecke begegnet man Freunden.
Gerhard ist mit dem Fahrrad von Linz nach Krems unterwegs. Er bleibt stehen und wir unterhalten uns kurz.
Was ich denn verbrochen habe dass ich mit so einem schweren Rucksack um die halbe Welt ziehen muss fragt er. Als ich erzähle dass ich das durchaus gerne tue ist er komplett sprachlos. Er bewundert was ich vorhabe.
Auf meine Frage nach Unterkünften sagt er dass er entlang der Donau, 2 Tage entfernt noch einen guten Freund kennt. Vielleicht komm ich dort unter.

Ein Zimmer zu finden war heut nicht ganz so leicht. 2 Pensionen hatten zwar noch ein Zimmer frei, diese waren dann jedoch merkwürdigerweise besetzt als ich erzählt habe dass ich gern kostenfrei übernachten würde.
Zu guter letzt habe ich jedoch noch ein sehr schönes Zimmer bekommen. Direkt am Ufer mit Blick auf die Donau.
Von dieser Dame erfahre ich auch den vermeidlichen Grund weshalb die beiden anderen Pensionen etwas vorsichtig waren:
Erst vor ca. 1ner Woche ist in einer Pension nicht weit von hier der Inhaber von einem Gast erschlagen und ausgeraubt worden.

Nun sitz ich hier in meinem Zimmer und schau den vorbei fahrenden Schiffen zu. Das fetzt. Im warmen sitzen während draußen ein halber Orkan tobt.

Meine Freundin schreibt mir eine SMS das sie mich vermisst. Und mir geht es genauso. Gestern haben wir über 40min. telefoniert.
Es tat gut ihre Stimme zu hören. Mit ihr zu lachen und Geschichten auszutauschen. Sie fehlt mir schon sehr.

Heut hat mir die Reise irgendwie keinen Spass gemacht.
Aber es wird sicher bald besser.
Wien kommt immer näher, ist nicht mehr weit und darauf freue ich mich schon sehr.







Freitag, 30. März 2012

Tag 19: Von Ruprechtshofen nach Grein - 21Km

Donnerstag, 29.03.2012

Zeit für eine Bestellung beim Universum!

Es geht recht früh los. In der Ferne seh ich Berge. Das macht mich etwas nervös. Was machen die denn schon hier? Ich mag keine Berge...
Ist mir zu anstrengend. Aber es sieht aus als wären sie noch 2-3 Tage entfernt. Ich hoffe auf das beste.

Starker Rückenwind begleitet mich den ganzen Tag.
Blitzschnell ziehen Radfahrer, Blätter und Plastiktüten, Äste und Gras an mir vorbei.
2 Jugendliche auf dem Rad überholen mich ebenfalls und bleiben dann mit Vollbremsung vor mir stehen.
Sie kennen mich von Facebook und hätten nie gedacht dass sie mich persönlich treffen werden.
Das ehrt mich.
Beide sind auf dem Weg von Ulm nach Budapest.
Ich bin beeindruck. Waren sie vielleicht grad einmal 18 Jahre alt.
Wo ich wohl heute wäre wenn ich in so jungen Jahren schon solche Reisen unternommen hätte?
"Erzählt ihnen dass ich komme." sage ich zum Abschied mit einem Lächeln.
Die beiden steigen wieder auf, treten ein paar mal und sind genauso schnell verschwunden wie sie gekommen sind.

Hier an der Donau besteht seit ca. 4 Jahren die größte Baustelle Europas - Der Ausbau des Donaudamms.
Wenn man hier lang wandert kann man sich dem nicht entziehen. Überall sieht man Bagger und ständig fahren LKWs mit Schotter an einem vorbei. In der letzten Unterkunft in der ich untergebracht war, waren viele Zimmer an Arbeiter vergeben welche seit Jahren am Damm arbeiten. Seit dem Jahrhundert Hochwasser 2002 wird eifrig daran gearbeitet dass sich so etwas nicht wiederholen wird.
Merkwürdig - Die Natur kann man nicht aufhalten - Und doch versucht der Mensch es immer wieder.

Nachdem ich für heute noch keine Unterkunft habe, entschließe ich mich spontan zu einer "Bestellung beim Universum". Das erste mal auf meiner Reise.

Ich bestelle mir: Eine nette private Unterkunft. Einen heißen Kakao und Internetanschluss. Ob das funktioniert hat sehen wir später.

Kurz hinter dem Ortseingang von Grein treffe ich auf 2 nette Damen welche gerade die Blumenbeete der Stadt verschönern. Auf die Frage ob sie jemanden kennen der privat Betten vergibt bekomme ich 2 Telefonnummern.
Bei der ersten Nummer ist leider nichts mehr frei.
Als sie erfährt das ich zu Fuß unterwegs bin hat sie großes Mitleid und es tut ihr nochmals leid das sie mir kein Zimmer anbieten kann.
Mit soviel Glückwünschen wähle ich die 2te Nummer.
Und wie gestern habe ich auch diesmal "Glück".

Auf dem Weg zu meiner Übernachtung komme ich an einem Café vorbei wo ich von der Senior Chefin noch 4! Stück Kuchen erhalte.
Freudestrahlend und voller Energie mache ich mich auf dem Weg zu meinem Zimmer. Am liebsten wäre ich mit dem Kuchen in der Hand zu ihr gerannt. Aber meine müden Knochen hatten was dagegen.
Die Pension liegt auf einem Berg. Als ich das Schild mit den 12% Steigung lese, frage ich mich: 12% von was?!
Warum werden Steigungen im Strassenbau nicht in grad ° angegeben? Wenn jemand die Antwort kennt gerne raus damit.
Fertig komme ich am Haus an und klingel. Eine nette Dame öffnet die Tür.
Ich sage nur "Hallo, da bin ich und ich habe Kuchen mitgebracht. Ich hoffe sie mögen Kuchen"
Sie lacht und bittet mich hinein.
Ich bekomme ein schönes Zimmer und sie gibt mir noch 2 Handtücher.
Ich springe unter die Dusche, mache mich kurz frisch und dann setze ich mich zu ihr und ihren Mann an den Küchentisch.
Sie fragt mich ob ich heut schon etwas gegessen habe und ich sage dass es außer 2 Semmeln heut noch nix gegeben hat. Das findet sie merkwürdig.
Sie hat Fleischknödel gemacht. Normalerweise kocht sie immer nur 2 - Für sie und ihren Mann.
Aus irgendeinem Grund den sie sich nicht erklären kann hat sie heut 3 gemacht. Es gibt keine Zufälle.
Der Fleischknödel ist sehr gut.
Als Nachtisch gibt es den mitgebrachten Kuchen.
Auf die Frage was ich trinken möchte: Heißer Kakao. Sagt sie das ist witzig. Kaffe hat sie keinen da - Den mag sie nicht. Sie trinkt auch immer Kakao. Schon seit vielen Jahren.
Und Internet hat sie natürlich auch da gehabt. Ihre Pension ist recht bekannt und sie wickelt viele Buchungen Online ab.
Während ich meine eMails checke und den Blog schreibe erzählt sie dass in ihrer Pension schon viele Berühmte Weltenbummler übernachtet haben.
Radfahrer die auf dem Weg nach China waren, waren genauso hier wie das Pärchen welches vom Schwarzwald die ganze Donau bis zum schwarzen Meer gepilgert ist.
Aber ich bin der erste der kostenfrei übernachtet.

Bestellung wurde vollständig erfüllt.
Probiert's doch auch mal aus.







Donnerstag, 29. März 2012

Tag 18: Von Asten nach Ruprechtshofen - 24Km

Mittwoch, 28.03.2012

Es geht weiter auf dem Jakobsweg - Nur in die "andere" Richtung.

Kurz nach 12Uhr meldet sich mein Magen. Gut dass es in Sichtweite ein nettes kleines Restaurant gibt.
Ich spreche den Wirt an und es gibt ein richtig gutes Putengoulasch mit Salat.
Allein Essen muss ich auch nicht. Am Nebentisch sitzt Monika mit ihren Kollegen welche ebenfalls Mittagspause machen.
Sie arbeiten alle in einer großen Spedition welche gleich auf der anderen Straßenseite ist.
Monika fragt mich wo ich denn mit dem großen Rucksack hin will und bittet mich zu ihnen an den Tisch.

Es entwickelt sich ein sehr interessantes Gespräch.
Monika lädt mich anschließend noch auf einen Kaffe ein und so dehnt sich meine Mittagspause auf 1 1/2h aus.
Das macht jedoch garnix. Es ist schön lange in der Sonne zu sitzen und sich zu unterhalten.

Sie bietet mir dann an mich zu sponsern. Ich bekomme ein T-Shirt von ihrer Spedition und sie spenden mir monatlich einen kleinen Betrag. Find ich super.

Das macht Freude und so geht es bei bestem Sonnenschein und Rückenwind weiter dahin durch Ortschaften die einfach "Albern" sind.
Aber ich bin stark und gehe weiter. Vielleicht lass ich mich irgendwann mal hier nieder. Wer weiß.

Gegen 16Uhr, kurz vor meinem Tagesziel, erreiche ich eine Infotafel auf der alle Gasthöfe in der Nähe aufgelistet sind. Ich wähle ein paar Nummern und schon bei der 2ten habe ich Erfolg.
Der Machland Gasthof stellt mir ein super Zimmer kostenfrei zur Verfügung.
Einzige Bedingung: Eine Postkarte.
Das mache ich natürlich gerne.

Großes Thema in der Region ist der Donaudamm. In Gesprächen mit der Inhaberin erfahre ich, dass das Haus als eines der einzigen im Umkreis nicht von der Flutkatastrophe 2002 betroffen wurde. Glück?

Ich bekomme noch ein sehr gutes Abendessen und am nächsten Morgen noch ein Frühstück zur Stärkung.

Der Tag wäre perfekt wenn da nicht die SMS von meinem Handyanbieter gekommen wäre.
Offensichtlich gibt es für die EU einen Höchstsatz für Datenroaming Kosten. Der darf laut Gesetz nicht überstiegen werden.
Was der Anbieter jedoch machen darf ist die Geschwindigkeit drosseln.
Nun kann ich zwar weiter Surfen, allerdings mit wahnsinnig schnellen 2kbit/s.
Das ist zu langsam. Damit kann ich Facebook und Blog nicht mehr bedienen.

Nun müssen wir nach Alternativen suchen damit ich Euch weiter von meiner Reise berichten kann.
Vielleicht findet sich bald ein Sponsor. Bitte wundert Euch also nicht wenn Ihr weniger von mir auf Facebook lest und der Blog nur verzögert geschrieben wird.
Es geht mir weiterhin sehr gut und alles ist chic.
Heut habe ich wieder eine super Unterkunft und darf sogar den privaten PC nutzen...  ;)
Es bleibt spannend.

Morgen geht’s erstmal in das 24Km entfernte Grein.






Mittwoch, 28. März 2012

Tag 17: Von Hörsching nach Asten - 28Km

Dienstag, 27.03.2012

Eine Zeitreise mit kalten Füßen.

Ich gehe wieder den selben Weg. An der Traun entlang Richtung Linz.
Diesmal allerdings mit ein paar sehr schönen Erfahrungen mehr.
Jetzt sitze ich am Ufer in der Sonne, mache Pause auf der selben Bank wie vor 3 Tagen, denke über die letzten Tage nach und schreibe mein Tagebuch.

Mit voller Kraft geht es nach 2 Tagen Stillstand wieder auf Richtung Tibet. Zumindest habe ich mir das vorgenommen. Nach ein paar Schritten merke ich dass ich mich anstelle, als würde ich gerade das laufen lernen.
Der Rucksack ist falsch eingestellt, drückt und tut weh. Ich torkele über den Weg und tu mich schwer geradeaus zu laufen. Was ist los?
Hab ich es verlernt oder fällt es mir einfach mal wieder schwer diese Stadt zu verlassen?

In einem Waldstück ist ein laut Karte vorhandener Weg etwas, hmmmm... Sagen wir überflutet.
Da hilft nur: Schuhe aus, Hose hochgekrempelt und durch da. Zurück gehen ist keine wirkliche Alternative. Der Umweg wäre zu groß.
Und so geniesse ich den Kneipp Parcours der etwas anderen Art.

Dann ist es soweit. Da ist sie. Die Donau. Nach 326 gelaufenen Kilometern habe ich sie erreicht.
Ich bin stolz. Auf mich selbst. Das ich es aus eigener Kraft geschafft habe.
Wie ich so drüber nachdenke scheint es mir so, als wenn die Donau für mich eben nur aus diesem Grund so gewaltig erscheint.
Ich glaube wenn ich mit dem Auto hierher gefahren wäre, wäre die Donau für mich weitaus nicht so spannend gewesen. So jedoch ist sie ein großer Teil meiner Reise.
Sie wird mich für lange Zeit begleiten.

Obwohl das Wetter recht schön ist, treffe ich kaum Spaziergänger welche ich nach Unterkünften fragen kann.
Als ich bei Asten die Donau verlasse komme ich an einem Campingplatz vorbei. Ich überlege ernsthaft ob ich hier mein Zelt aufschlage. Es wäre alles da. Ich hab genügend zu Essen und zu Trinken und WC plus sanitäre Anlagen sind auch vorhanden.
Ich entschließe mich jedoch noch die 2Km direkt in den Ort hinein zu gehen.
Zum Glück. Ich entdecke Schilder und Pfeile vom Jakobsweg. Ein Zeichen?
Ich denke ja, denn sie führen direkt zum Pfarrheim.
Drinnen empfängt mich eine sehr nette Schwester und nimmt mich auf.
Ich schlafe im Jugendzimmer wo alles vorhanden ist.
Eine Küche inkl. vollem Kühlschrank an dem ich mich bedienen darf und das größte und bequemste Sofa das ich bis dahin auf der Welt gesehen habe.
Vielleicht liegts auch daran dass ich nach diesem Tag nach 2 Tagen Pause so wahnsinnig fertig war und das Sofa deshalb so irre gemütlich fand.

Ich bin sehr froh hier aufgenommen worden zu sein denn ich fühle mich unter dem Pfarrer und den ganzen Schwestern sehr wohl.
Die Reise scheint unter einem guten Stern zu stehen.

Am Abend probt im Musikzimmer noch der Kirchenchor.
Sanft werde ich in den Schlaf gesungen.
Einfach himmlisch.

Morgen gehts weiter - Nur noch 9 Tage bis Wien.







Dienstag, 27. März 2012

Tag 16: 2ter Ruhetag

Montag, 26.03.2012

Beim schaukeln könnt ich alle Sorgen vergessen - dabei hab ich ja gar keine (Zitat von Günther)

Eigentlich ist es gar kein richtiger Ruhetag.
Ich gehe zwar nicht, dennoch passiert an diesem Tag recht viel und langweilig wird es mir nicht.

Günther, meine Übernachtung für heut arbeitet noch bis 17:30Uhr.
Wie verbring ich die Zeit bis dahin am besten?

Zum Glück kommt Mui Ly eine tolle Idee - Ihr Bruder baut 2 Strassen weiter ein Haus und kann immer helfende Hände gebrauchen.
Eh ich mich versehe hab ich Arbeitskleidung an und befinde mich mitten auf der Baustelle.
Bei sommerlichen Temperaturen bringe ich Aussendämmung an, mische Mörtel und schneide Steine in das richtige Maß.
Es ist laut und dreckig. Und bei so viel Arbeit vergeht die Zeit auch ziemlich schnell.
Zurück bei Mui Ly spring ich noch schnell unter die Dusche und packe meine Sachen.
Wir machen noch ein letztes gemeinsames Foto, verabschieden uns und wünschen uns alles Gute.
Danke für die wundervolle Zeit und Eure Gastfreundlichkeit. Ich habe mich bei Euch sehr wohl gefühlt.

Dann holt mich Günther ab und wir fahren zu seiner Wohnung. Ich lade erstmal wieder meinen Rucksack ab und da die Sonne noch scheint entschließen wir uns schnell die Sonnenstrahlen noch zu nutzen und fahren zum See.

Dort holt Günther noch die Frisbee Scheibe und die Slackline aus dem Auto.
Potzblitz ist die Slackline zwischen 2 Bäume gespannt und während er schon ziemlich gut drauf aussieht tu ich mich mit den ersten Schritten noch sehr schwer.
Zumindest kann ich schon mehrere Sekunden drauf stehen. Später gelingt mir dann doch noch der eine oder andere Schritt.
Wir werfen uns noch ein paar mal die Frisbee Scheibe zu.
Dann genießen wir an der Strandbar bei der untergehenden Sonne noch einen Kaffe bevor es anschließend zur Schaukel rüber geht.
Den komischen blicken der vorbeilaufenden Menschen zum trotz haben wir jede Menge Spass.
Wir lachen uns schlapp als Günther das Zitat rauslässt:
"Beim Schaukeln könnt ich alle Sorgen vergessen. Dabei fällt mir ein: Ich hab ja gar keine"

Zurück zu Hause wird noch lecker gekocht und wir lassen den Tag mit einem DVD Abend ausklingen.

Morgen gehts dann tatsächlich weiter. Wie geplant folge ich der Donau Richtung Wien.
Ein genaues Ziel gibt es für morgen noch nicht.





Montag, 26. März 2012

Tag 15: Ruhetag in Linz

Sonntag, 25.03.2012

Was für ein schöner entspannter Tag - Man könnte meinen es ist Sonntag.
Mit einem sehr guten Frühstück geht es los.
Dann fährt mich Armin, der Freund von Mui Ly wo ich zur Zeit übernachte in die Stadt.
Ausgestattet mit Stadtplan und Lunchpaket mach ich mich auf den Weg.

Ich Besuche den Linzer Dom und komme gerade rein als eine Messe beginnt. Ich nehme in einer der hinteren Reihen platz und lausche der stimmungsvollen Musik.
Ein sehr Beeindruckendes Gebäude. Ich fühl mich sehr klein. Wahnsinn was Menschen vor vielen hundert Jahren von Hand erschaffen haben. Überhaupt unglaublich was der Mensch zu schaffen in der Lage ist.

Bald zieht es mich jedoch wieder raus in den Sonnenschein.
Es sind 17°c und ein herrlicher Frühlingstag.

Ich setze mich mit einer Decke an die Donau und beobachte wie die Menschen vorbeiziehen.

Dann erscheint ein junger Mann und beginnt mit 7 Bällen zu jonglieren. Bemerkenswert!
Ich schaue ihm lange gespannt zu. Wenig später bemerkt er mich und winkt mich zu sich heran.
Er hat noch ein paar Tennisbälle dabei und bringt mir die Kunst des jonglierens bei. Er hat 8 Jahre gebraucht bis er mit 7 Bällen gleichzeitig mit dieser Leichtigkeit jonglieren konnte.
Es macht mir Spaß neue Sachen zu lernen. Ich hab es nach knapp 1h auch fast geschafft mit 3 Bällen gleichzeitig zu jonglieren. Es ist echt ganz schön schwer.

Ariane welche den Kontakt zu meiner Unterkunft hier möglich gemacht hat war heut in Passau und ist dann mit dem Zug nach Linz gefahren.
Mui Ly holt sie vom Bahnhof ab und wir fahren gemeinsam wieder zurück nach Hart. Es gibt lecker Abendessen und anschließend ging es noch einmal in die Stadt.
Linz am Sonntag Abend ist wirklich schön. Wir bummeln lange gemütlich durch die kleinen Gassen.

Wieder zu Hause reden wir bei einem Tee noch lang über Arbeit, den Drang zu Reisen und wie man beides miteinander kombinieren kann.

Morgen geht es wenige Kilometer zurück. Günther, den ich gestern kennengelernt habe hat mich eingeladen 1ne Nacht bei ihm zu übernachten.
Das wird sicher witzig.








Sonntag, 25. März 2012

Tag 14: Von Wels nach Hart (bei Leonding) - 21Km

Samstag, 24.03.2012

Ich folge weiter der Traun.
So langsam vergess ich den Alltag den ich früher hatte.
Ich denke nicht mehr über den Job nach den ich vorher hatte oder was noch alles zu erledigen ist bevor ich mir den Luxus erlauben kann richtig zu entspannen.
Für die meisten Menschen sind Urlaube nun nach 14 Tagen vorbei. Der Alltag holt sie wieder ein.
Meine Reise beginnt erst. Ich geniesse sie sehr und bin gespannt wie sie weitergehen wird.
Ich denke an die ganzen Leute welche ich bisher getroffen habe.
Und an die vergangenen Tage dieser spannenden Reise
Es scheint mir als wäre ich schon Monate unterwegs.

Kurz vor Traun treff ich Günther. Er sitzt auf dem Rand einer Brücke und liest ein Buch während er dem rauschen des Wassers lauscht.
Ich kenne das Buch welches er liest und so spreche ich ihn an. "Gutes Buch!"
Noch völlig vertieft blickt er mich an und wir kommen ins Gespräch.
Als er meine Geschichte hört meint er:
"Nach Tibet?! - Zu Fuss?! Das taugt mir! Kann ich Dich 'nen Stück begleiten und auf 'nen Kaffe einladen?"
Da noch etwas Zeit ist bis ich an meinem heutigen Ziel ankommen möchte stimme ich natürlich zu.
Wir gehen ein Stück und setzen uns dann in ein gemütliches Café.
Ein kurzes jedoch sehr witziges Gespräch entsteht.
Günther ist ein wahnsinns Charakter und tief im Herzen ein Kind geblieben. Er erzählt mir dass er regelmäßig Schaukeln geht. Das gefällt mir sehr.
Eines Tages, so sagt er, hatte er so ein breites Grinsen im Gesicht und er wollte noch mehr Grinsen - aber es ging nicht.
Ich habe selten so einen lebensfrohen Menschen getroffen. Wir tauschen unsere Telefonnummern aus und vielleicht treffen wir uns wieder.

Als ich dann in Hart (Ort von Leonding) ankomme werde ich wieder sehr herzlich aufgenommen. Mui Ly bei der ich an den nächsten beiden Tagen unterkomme ist ebenfalls eine Freundin von meiner Arbeitskollegin.
Sie kocht zum Abend und es gibt eine typisch Österreichische Kost: Hascheeknödel mit Sauerkraut. Warum gibt es sowas nicht in Deutschland?!?

Am Abend stossen noch 2 Freunde dazu und es gibt ein großes Treffen.
Auch wenn ich meine Geschichte schon so vielen erzählt habe, macht es Spaß sie ihnen noch einmal zu erzählen da sie so interessiert zuhören und sehr gute Fragen stellen.

Von den beiden Freunden bekomme ich zum Abschied noch ein "Erste Hilfe" Paket überreicht. Echt Irre.
Inhalt:
Wund und Heilsalbe
Kopfschmerztabletten
Seife
Und ganz wichtig: Selbst gemachte Nutella Kekse!!! Whooooohoooo!!!

Morgen wird's sehr entspannt. Ich bin nun 14 Tage unterwegs und mache eine Pause bei der ich nicht gehen werde.
Ich schau mir ganz in Ruhe die Stadt an, lass Gott 'nen guten Mann sein und schone meine Füße.


Samstag, 24. März 2012

Tag 13: Von Schwanenstadt nach Wels - 27Km

Freitag, 23.03.2012

Endlich geht es wieder an Flüssen entlang.

Die Steigungen der letzten Tage sind nun für lange Zeit passe. Nun geht es erstmal die Traun entlang und bald, ab Linz, folge ich der Donau.

Es ging heut morgen erst sehr spät los.
Ganze 2h haben wir uns beim Frühstücken Zeit gelassen. Es war sehr schön in der Sonne zu sitzen und ganz in Ruhe einen Kaffe nach dem anderen zu trinken.
Doch irgendwann musste ich weiter. Um 11:30Uhr hieß es dann wieder: Rucksack aufgeschnallt und ab die Post.
Heut liegt eine lange Strecke vor mir.
Ganze 27Km entlang der Ager und später der Traun.
Beides sehr schöne Flüsse welche mich den ganzen Tag Richtung Wels begleiten werden.
Ist der Weg zunächst noch viel mit Spaziergängern, Joggern und Radfahrer voll, wird er außerhalb der Stadt bald schmaler und ich bin für lange Zeit allein. Ich glaub wenn man so verrückt ist wie ich, ist man oft allein.
Das wäre garnicht schlimm wenn der Weg nicht mehr so weit wäre.
Geht es die ersten 15Km sehr flott voran, ziehen sich die letzten 12Km umso mehr.
Irgendwie vergeht die Zeit heut rasend schnell während ich selber das Gefühl habe nicht so recht voranzukommen.

Meine Übernachtung habe ich für heut schon sicher.
Ich werde bei Maria schlafen. Einer guten Freundin von einer Arbeitskollegin von mir.

5Km vor Wels kommt mir dann Maria schon entgegen.
Das hilft etwas die Gedanken von den schmerzenden und müden Beinen abzulenken.

Selten in den vergangenen Tagen war ich so froh angekommen zu sein.
Die bequeme Couch lädt dazu ein für ewig sitzen zu bleiben.
Schnell jedoch kann ich mich nach einer kurzen Pause noch einmal aufraffen und springe unter die Dusche.

Anschließend hat mich Maria zum Essen in ein Restaurant eingeladen.
Es ist immer wieder schön zu sehen wie herzlich die Menschen sind.
Fast fällt es schon schwer nicht in Gewohnheit zu verfallen und dies als "Selbstverständlich" anzusehen.
Denn das ist es definitiv nicht.
In den letzten 13 Tagen wurde ich immer von fremden Menschen kostenfrei zum Essen eingeladen.
Ich hätte nie geglaubt dass so etwas möglich ist.
Hier noch einmal ein großes Dankeschön an all die wunderbaren Menschen welche bisher kennenlernen durfte.

Nach dem Essen schauen wie uns noch die Altstadt von Wels an welche mir richtig gut gefällt. Wels ist ca. 2.000 Jahre alt und man spürt dass es eine Römerstadt ist.

Wieder daheim angekommen gibt es noch einen Tee und dann falle ich totmüde in's Bett.

Morgen gehts zu einer Freundin von Maria ins 25Km entfernte Linz.








Freitag, 23. März 2012

Tag 12: Von Verwang nach Schwanenstadt - 21Km

Donnerstag, 22.03.2012

Ohh man - So geschwitzt wie heut hab ich auf der gesamten Tour noch nicht...

Mit einer super Wegbeschteibung von Paula geht's los.
Sie kennt sich in der Gegend super aus da sie viel mit dem Rad unterwegs ist.
Als ich aus dem Haus gehe schießt sie noch ein Foto von mir und weg bin ich.

Kalter starker Wind macht mir das vorankommen heut sehr schwer. Außerdem geht es heut sehr viel und teilweise auch sehr steil Bergauf.

Es ist nun der 2. Tag in folge den ich komplett alleine gehe.
Die Landschaft verändert sich kaum.
Ich sehe Wälder, Felder und kleine Dörfer welche ich durchlaufe.
Vielleicht liegt es daran dass ich noch zu schnell gehe.
Wäre ich langsamer, würde ich vielleicht doch die kleinen Details sehen und so bemerken dass sich tagtäglich doch allerhand verändert.
Es ist noch ein weiter Weg...

Da fällt mir ein, dass die Bäume und Blätter bei dem starken Wind heut wunderbar getanzt haben. Nur war ich zu sehr damit beschäftigt meine Mütze weiter in's Gesicht zu ziehen und auf die nächsten 5m vor mir zu starren.
Und so entgeht mir eine ganze Menge. Vielleicht diente der starke Wind und die steilen Anstiege auch dazu meinen Schritt zu verlangsamen und bewusster zu gehen. Mein Vorsatz für die weitere Reise: Öfter "Ja" zu den verschiedenen Situationen sagen anstatt dagegen anzukämpfen.
"Das Leben ist so schön. Du musst nur dabei sein."

Da ich unterwegs an einem Spielplatz vorbeikam und ich sehr gern schaukle, lege ich eine Extrapause ein.
Rucksack runter und los geht's.
Schaukeln so hoch es nur irgendwie geht. Kind sein macht richtig Spass.

Kurz vor Schwanenstadt kommt mir ein Herr mit seiner Tochter entgegen.
Wir unterhalten uns kurz über meinen Weg und ich frage die beiden nach einer Übernachtungsmöglichkeit.
Ursi nimmt mich spontan auf.
Da sie grad zu Besuch bei ihren Eltern ist, schauen wir zuerst dort vorbei.
Ursi's Mama kocht wie eine Meisterköchin. Zuerst gibt es Auflauf, dazu Gemüsesuppe und Obstsalat als Nachtisch.
Wir reden über Gott und die Welt. Unter anderem über lustige Kindernamen.
Im Nachbarhaus auf dem Bauernhof heißt ein Kind Justin.
Wir lachen uns kaputt bei der Vorstellung das die Eltern sagen: "Justin kehr den Mist raus!"(Bitte in sehr Österreichischen Dialekt vorstellen)

Während wir da sitzen, kommt Richard der Bruder von Ursi grad von seiner 50Km Rennrad Runde zurück.
Er isst auch noch eine Kleinigkeit und fährt dann in die Sauna. Auf die Frage ob ich mitfahren möchte lass ich mich nicht 2mal bitten. Und so fahren wir mit dem Auto nach Vöcklabruck in die Sauna.
Das tut mir so richtig gut. Der Schweiss läuft in ströhmen und die Muskeln lockern sich. Die schweren Beine haben genau das gebraucht.
Hinterher gehts wieder zurück zur Ursi zum Abendbrot.

Dieser Tag hatte wieder einmal alles. Einen anstrengenden Weg, interessante Gedanken, viele nette Menschen und sehr schönen Begegnungen.

Die Reise wird immer besser.
Ich freu mich auf morgen wenn ich Wels erreiche...