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Sonntag, 29. April 2012

Tag 48: von Tata nach Bicske - 33km

Freitag, 27.04.2012

Die Bauarbeiter sind schon am Handwerken während ich meine Sachen zusammen packe und mich zum Frühstück
begebe.
Die nette Dame welche mir gestern das Zimmer gegeben hat, lud mich zum Frühstück ein.

Leider scheint sie nicht da zu sein. Ein junger netter Mann bereitet mir das Frühstück. Er spricht nicht so gut Englisch und so erfahre ich leider nicht was mit der Dame geschehen ist.

Als ich um 9Uhr das Haus verlasse ist es schon wahnsinnig heiß.
Zum Glück geht es die ersten Kilometer im Wald entlang.
Doch als es dann etwas bergauf geht habe ich fast keine Lust mehr. Das macht keinen Spass.

Der Schweiß läuft mir von der Stirn, der Rücken ist naß.
Ich quäle mich 30 Minuten lang die wenigen Meter nach oben.
Kurz vor Tatabanya geht's dann auch wieder bergab und dann bis Bicske relativ flach lang hin.
Erstmal aus Tatabanya heraus vergeht die Zeit relativ flott da viele kleine Dörfer durchlaufen werden.

Bicske selbst ist eine einfache kleine Stadt ohne Sehenswürdigigkeiten. Die Kirche habe ich von weiten ausmachen können und laufe sie zuerst an. Die Pfarre ist auch gleich daneben.
Der freundliche Pfarrer sorgt sich sehr lieb um mich.
Er kennt, gleich wenige Meter weiter, ein altes Fabrikgelände welches seit vielen Jahren nicht mehr verwendet wird.
In einem alten Bürozimmer schlage ich mein Quartier auf.

Für heute muss die Isomatte und der Schlafsack herhalten.
Kein Bett. Nichts von dem Komfort der letzten Tage und Wochen. Ich bin auch dafür Dankbar denn auch das habe ich gesucht als ich die Reise angetreten habe.
Das gehört zum einfachen Leben dazu.

Der Pfarrer gibt mir noch ausreichend zu Essen mit bevor er geht und so habe ich alles was ich brauche.

Da es auf dem gesamten Fabrikgelände kein Licht mehr gibt und in meinem Zimmer auch keine Gardinen sind, kann ich wunderbar nach draußen sehen und bei Wolkenfreien Himmel Sterne beobachten bis ich glücklich und zufrieden einschlafe.

Jedoch nicht lange. Wer glaubt in Bicske sei der Hund begraben, der irrt. Denn diese bellen hier die ganze Nacht.
Abwechselnd, alle 15min., mit dem Geläut der Kirchenglocke, welche gleich nebenan ist.

Dennoch schaffe ich es ca. 4h am Stück zu schlafen.
Auch das will gelernt sein.
Doch um 6Uhr ist dann auch der tiefste Schlaf vorbei.
Dann nämlich läuten die Glocken ganze 3min. bei voller Lautstärke.

Selbst die Hunde hören dann auf zu bellen und die Vögel fangen an zu Zwitschern.
Ein neuer Tag beginnt.
Auf nach Budapest.

Freitag, 27. April 2012

Tag 47: Von Komarno nach Tata - 30Km

Donnerstag, 26.04.2012

Der Wetterbericht sagt für heut ungeheure 28°c an.
Ich mache mich um 8Uhr auf den Weg um möglichst nicht allzu lange in der heißen Sonne gehen zu müssen.

Als ich die Brücke überquere und in Ungarn einlaufe, sehe ich ungewöhnlich viele Wechselstuben.
Und spätestens als ich gesehen habe dass auf einem Plakat eine Cola mit 269,- ausgezeichnet ist, kommt mir in den Sinn, dass es sich wohl kaum um Euro handeln kann...

Aber nicht nur das ist auffallend anders.
Vielleicht liegt es am Wetter oder am nahenden Wochenende, aber die Menschen strahlen, fragen mich was ich vor hab, zeigen mir Daumen nach oben und schütteln mir die Hand.
Ich bin schon jetzt von Ungarn fasziniert. Das Land und die Menschen gefallen mir innerhalb so kurzer Zeit sehr.

Eigentlich hatte ich geplant nach Tatabanya zu gehen.
Als ich jedoch in Tata angekommen bin gönne ich mir am See eine längere Pause.
Und wie ich da so sitze, schön auf einer Bank im Schatten, gefällt es mir dort so gut, dass ich mich entschlossen habe hier im Ort zu bleiben.
Also mache ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft um mir die Stadt ganz in Ruhe ohne den schweren Rucksack anzuschauen.

Die Pfarre bei der ich es zuerst versuche hat jeden Tag geöffnet - Außer am Donnerstag...
Die Touristeninfo kann mir leider nicht weiter helfen.
Und so ziehe ich von einer Pension zur nächsten.
Und schon beim 3. Versuch habe ich das Zimmer gefunden.

Eine kleine Pension direkt hier am See. Überall sind Bauarbeiter rege am werkeln, verursachen Dreck und Krach.
Meine Chance... Die nette Dame sagt mir dass die Bauarbeiter jeden Tag von 7Uhr bis 16Uhr arbeiten.
Das stört mich nicht sage ich und sie gibt mir die Zimmerschlüssel.
Freudestrahlend gehe ich auf mein Zimmer, springe unter die Dusche und mache mich wieder auf den Weg zum See.

Tata ist sehr schön. Neben dem wundervollen See gibt es noch eine Burg und einen kleinen Berg mit einer schönen Kirche.
Da muß ich natürlich rauf um den Sonnenuntergang zu genießen.

Durch die Nähe zum See kommen sehr schnell die Mücken raus sobald die Sonne verschwunden ist.

Ich mache ein paar letzte Fotos und gehe auf mein ruhiges Zimmer zurück.
Genießen wir die Ruhe solange die Handwerker schlafen...

Tag 46: Von Čičov nach Komarno - 30Km

Mittwoch, 25.04.2012

Um 06:30Uhr weckt mich der Hahn und reißt mich aus meinen Träumen. Es ist ein trüber Morgen.
Judit ist schon lange wach und hat ein super Frühstück vorbereitet.
Gut gestärkt schlüpfe ich dann in meine Wanderschuhe und die Tour geht weiter.

Geplant ist heute in's 30Km entfernte Komarno zu gehen.
Da wohnt nämlich die Mama von der Frau des Pfarrers aus Šamorín. (2 Tage zuvor)

Bis dahin ist es noch ein weiter langer Weg. Die Sonne knallt heiß vom Himmel und so wünsche ich mir das Ziel mit jedem Schritt den ich gehe 1Km näher.
Abwechslung sieht auch anders aus. Seit 4 Tagen das gleiche. Links Weizen oder Rapsfelder, Rechts die Donau, vor und hinter mir Damm soweit das Auge blicken kann.
Menschen treffe ich auch keine. Der "offizielle" Donauradweg führt auf dem anderen Ufer entlang.
So vertreibe ich mir die Zeit heute mit Musik und Hörbücher.

Komarno ist eine etwas größere Stadt. Endlich angekommen, erlebe ich eine eigene kleine Zeitreise.
Aufgewachsen in der DDR sehe ich hier sehr viele Dinge die mich an meine Kindheit erinnern.
Eine Fabrik an der ich vorbei komme sieht sehr ähnlich aus wie die, in der meine Mama einmal gearbeitet hat.
Ich sehe mich als kleinen Jungen wie ich davor stehe und auf sie warte.
Und da ist der Fahrradständer unter den ich mich bei Regen untergestellt habe und der Kiosk bei dem ich einkaufen war.
Auch die hier überall zu findenden Wohnblöcke erinnern mich sehr an meinen Heimatort. Ich selbst habe lange in solch einem Wohnblock gelebt.

Mit Sarolta erlebe ich einen sehr schönen Abend.
Sie hat heut extra gekocht und freut sich sehr auf meinen Besuch. Sie ist neugierig wie es mir geht und was ich bisher alles erlebt habe.
Auch spricht sie sehr gut Deutsch und auf dem Tisch liegen jede Menge Wörterbücher. Immer wenn uns grad ein Wort nicht einfällt schlagen wir es nach.
So lernt sie noch besser Deutsch und ich die ersten Wörter in Ungarisch.

Es ist mein letzter Abend in der Slowakei, und dieser wird mir lange in Erinnerung bleiben.
Leider habe ich das Land nur 6 Tage erlebt.
Das was ich in dieser Kurzen Zeit gesehen und erfahren habe hat mir jedoch außerordentlich gut gefallen.
Und überall traf ich genau so nette Menschen wie zuvor in Deutschland und Österreich.

Donnerstag, 26. April 2012

DANKE!

Diesmal gibt es eine kleine Videobotschaft für alle meine Fans. Über 1.000 sind es schon auf Facebook und täglich 800 Menschen lesen diesen Blog.
Ohne Euch und Eure Hilfe wäre meine Reise nicht annähernd so schön und spannend. DANKE!!!


Mittwoch, 25. April 2012

Tag 45: Von Nárad nach Čičov - 18Km

Dienstag, 24.04.2012

Nach der langen Tour von gestern steht heut eine kurze Etappe auf dem Programm. Lediglich 18Km.
Die ersten 3Km kenn ich ja schon von gestern, und so gehe ich diese, noch ein wenig im Halbschlaf, fast wie in Trance.

Ich lasse mich den ganzen Tag vom Wind herum schubsen.
Aber ich bin nicht allein. Auch Bäume, Sträucher und die Felder tanzen im Wind.
Und das sieht sehr schön aus wenn der Wind das Gras und die Bäume bewegt.
Überall fliegen die Samen des Löwenzahns umher. Sie sehen aus wie überdimensionierte Schneeflocken.
Ein wundervoller Anblick. Ich versuche oft welche zu fangen. Hin und wieder gelingt mir dies und ich trage dann, neben dem Löwenzahn in der Hand, noch ein Lächeln im Gesicht.

Die Ebene kann mich manchmal echt verrückt machen. Ich sehe bis zum Horizont und noch weiter.
Immer wenn ich denke dass ich eine sehr weite Strecke zurück gelegt habe, drehe ich mich um und sehe den Punkt an dem ich "gerade" vorbei gelaufen bin.
Ich habe noch kein Zeitgefühl wann ich das Ende des Horizonts erreichen werde.

Vom Pfarrer bei dem ich vorgestern Übernachtet habe, bekam ich den Tipp dass in Čičov eine sehr nette Dame wohnt, bei der ich eventuell übernachten kann.
Er wußte leider nur ihren Namen und nicht wo sie wohnt.
Daher klingle ich in Čičov an mehreren Türen und frage nach dieser Dame. Und tatsächlich ist sie sehr bekannt. Nahezu jeden den ich befrage kennt sie und weist mir den Weg zu ihrem Haus.

Dort angekommen, ist sie leider nicht zu Hause.
Ich setze mich in ihren Garten und warte auf ihre Ankunft.
1 1/2h warten hat sich ausgezahlt.

Irgendwie hat sie auch schon von mir erfahren und kommt mit einem Lachen im Gesicht zu mir in den Garten.

Leider spricht sie kein Deutsch.
Und dennoch verstehen wir uns auch ohne Worte.
Sie zeigt mir wo ich schlafen kann und gemeinsam beziehen wir das Bett.
Wenig später bringt sie mir eine heiße Suppe und etwas Brot. Das ist großartig. Genau das habe ich gebraucht.
Die Suppe wärmt mich sehr schnell wieder auf.
Das warten hat mich ganz schön ausgekühlt. Das merke ich als die heiße Suppe die Speiseröhre runter in den Magen läuft.

Als ich dann aus meinem Zimmer raus sehe stürmt und regnet es in strömen. Wieder einmal genau zur richtigen Zeit.

Ich schaue sehr lange aus dem Fenster. Dann plötzlich hört es auf zu regnen und die Sonne kommt raus. Was für ein Schauspiel. Ein riesiger Regenbogen erscheint.
Ich ziehe mir noch einmal meine Schuhe an und erkunde ein wenig den Ort.
Häufig werde ich lange angeschaut. So oft kommen hier sicher keine Touristen vorbei. Und noch weniger bleiben sie auch über Nacht.

Der Regenbogen bringt die Farbe auf die Erde. Anders kann ich es mir nicht erklären. Das Gras ist dunkelgrün und der Himmel feuerrot. Alles erscheint in frischen Farben.

Ich laufe im Ort umher bis die Sonne ganz verschwindet.
Dann wird es sehr schnell sehr frisch und ich begebe mich wieder auf den Heimweg und in's Bett.

Heute hat die Natur mit all ihrer Kraft gezeigt wie schön sie ist...
Und ich bin so dankbar dass ich dies sehen durfte
.

Montag, 23. April 2012

Tag 44: Von Šamorín nach Nárad - 35Km

Montag, 23.04.2012

Wie ich so beim Frühstück sitze, fällt mir nebenbei ein, dass das erste Wort welches ich in Slowakisch (Sowie fast in jeder anderen Sprache) gelernt habe, Pozor!, also Achtung war.

Ich erinnere mich an einen Spanienurlaub wo dies genau so war. Das erste Wort was ich dort las war Atención!
Das selbe in Canada und in den USA.
Verrückt dass alles so wahnsinnig wichtig erscheinen will, und alles scheint unsere ganze Aufmerksamkeit verlangen zu wollen.
Aber wie viele Dinge im Leben sind wirklich wichtig?

Der Weg war heut nahezu endlos.
Ich gehe und gehe, habe jedoch das Gefühl nicht von der Stelle zu kommen.
Als ich mich nach 3h umdrehe sehe ich in der Ferne immer noch den Punkt an dem ich gestartet bin. Das selbe nach 5h. Und da war ich schon über 17Km gelaufen.

Irgendwann bin ich dann tatsächlich in Sap angekommen.
Nach 35Km war ich einfach nur noch fertig und wollte irgendwo schlafen. Ganz egal wo. Nur war das garnicht so einfach.
Im Ort direkt gibt es keine Pension.
Der Pfarrer ist auch nicht hier sondern 7Km entfernt und seine Telefonnr. hatte auch niemand.
Ich gehe 2x den Ort rauf und runter.
Interessant ist, wie manche Menschen auf mich reagieren.
Manche geben sich wirklich mühe und überlegen wie sie helfen können, andere weisen mich mit einem kurzen "Nein" ab, wieder andere schauen mich nicht mal an und gehen einfach weiter als ich sie ansprach. Gefangen in ihrer eigenen Welt.

Es hilft nichts. Hier komme ich nicht unter.
Sehr viele erzählen mir jedoch, dass es 3Km zurück im Ort Nárad eine Penzion gibt. Irgendwie will ich es jedoch vermeiden allein im Zimmer einer Pension zu sitzen.
Lieber würde ich bei einer Familie unterkommen.
Aber es hilft nichts.

Ich gehe zurück zur Donau um mir einen geeigneten Platz zum Zelten zu suchen. Heute habe ich mich damit abgefunden meine erste Nacht im Zelt verbringen zu müssen.

Nach ein paar Metern treffe ich Pavlo.
Er entspannt oft nach der Arbeit an der Donau.
Ich gehe zu ihm und frage ob er noch eine Möglichkeit weiß wo ich übernachten kann.
Da kann er mir auch nicht helfen. Er bietet mir jedoch an, mich die 3Km nach Nárad zur besagten Penzion zurück zu fahren.
Dieses Angebot nehme ich gerne an. Wenn es nichts wird fährt er mich anschließend auch gerne hier her zurück.

Wir machen uns auf den Weg und parken vor der Pension, ich schnall meinen Rucksack auf und dann geh ich rein.
Ein bisschen Bammel hab ich schon. Es sieht von außen schon sehr Edel und teuer aus und so mach ich mir wenig bis keine Hoffnung hier eine Bleibe für 1ne Nacht zu bekommen.

Doch es geschieht das unglaublichste. Der Chef persönlich überreicht mir den Zimmerschlüssel, und lädt mich anschließend ein mit seiner Familie zu Abend zu essen und bei einem Glas Wein seinen Namenstag zu feiern.

Als ich das "Zimmer" betrete falle ich dann endgültig aus allen Wolken. Ich fragte lediglich nach einem Platz für meine Isomatte und den Schlafsack, eine Dusche und eine Kleinigkeit zum Essen. Als ich die Tür öffne fallen mir dann die Augen raus. Es ist eine Suite!
Noch nie vorher in meinem Leben war ich so lange so sprachlos.
Gefühlte 2h kann ich nichts sagen.

Nachdem ich wieder zu mir gekommen war gehe ich noch einmal raus zu Pavlo der noch am Auto wartet.
Und er findet das noch unglaublicher als ich.

Er schenkt mit zum Abschied noch einen sehr leckeren Vanille Joghurt und ein kleines Paket Instant Nudeln.

Die Dinge finden uns. Wir müssen uns selber nur aus dem weg gehen.
Ich hätte mich auch vorher schon selber auf den Weg zur Penzion machen können. Wahrscheinlich hätte ich das Zimmer auch bekommen. Doch dann hätte ich Pavlo nicht kennengelernt.

Nach dem Abendessen sitzen wir noch sehr lange bei gutem Wein am Tisch und unterhalten uns.
Und als ich dann wieder das Zimmer betrete und ins Bett gehe denke ich noch einmal kurz über diesen Tag nach.

Mit einem Lächeln schlafe ich ein...

Tag 43: Von Bratislava nach Šamorín - 24Km

Sonntag, 22.04.2012

Es ist ein sonniger Morgen.
Viele Menschen sind an der Donau unterwegs und genießen das schöne Wetter.

Ich auch. Denn meine Tour führt ebenfalls wieder weiter die Donau entlang.
Als Ziel für heute habe ich mir den Ort Šamorín gesetzt.

Ich bekomme von vielen Menschen welche ich im Ort frage den Tipp zur Kirche zu gehen - Da werde mir mit Sicherheit geholfen.
Und tatsächlich. Der Pfarrer der Gemeinde nimmt mich für 1ne Nacht in seiner Familie auf.

Als ich eintreffe gibt es gerade Abendbrot.
Es gibt selbst gemachte Langos.
Wir sitzen alle gemeinsam am Tisch und unterhalten uns in Deutsch und Englisch.
Die Frau des Pfarrers war vor 15 Jahren für 1 Jahr Aupair in Deutschland.
Und er selbst kommt aus der Ukraine, ist viel gereist und spricht daher ein sehr gutes Englisch.

Wieder einmal bin ich von der Gastfreundschaft überwältigt.
Den großen Vorteil den das "reisen ohne Geld" hat, ist einfach der, dass man sehr dicht an den Menschen dran ist. Ich finde das sehr angenehm.
So erfahre ich mehr von den Menschen und dem Land ich bereise. Anstatt in Pensionen oder Hotels allein im Zimmer zu sitzen.

Samstag, 21. April 2012

Tag 41 und 42: Von Hainburg nach Bratislava - 18Km

Freitag und Samstag, 20. + 21.04.2012

Es ist, als betrete ich eine neue Welt.

Der Grenzübertritt von Österreich in die Slowakei war der unspektakulärste in der Geschichte meiner jungen Reise.
Von den Grenzanlagen welche hier vor mehr als 20 Jahren gestanden haben ist nichts mehr zu sehen.
Bestenfalls ein schmaler Asphaltweg, welcher heute als Radweg mitten im Biotop dient, zeugt von der früheren Existenz des Eisernen Vorhangs.
Ist also Gras über die Sache gewachsen?

Ich spüre irgendwie, dass ab sofort alles anders zu sein scheint.
Es ist wirklich komisch.
Ich kann es nicht beschreiben.
Die Straße auf der ich laufe, dieser Grenzweg, könnte eben so gut irgendwo in Deutschland oder Österreich sein.
Dennoch ist es hier anders.
Ich weiß nicht was es ist.

Die Sprache ist natürlich anders, das wusste ich vorher schon.
Aber es ist weit mehr als das.
Auch die alten Autos, Busse sowie Straßenbahnen meine ich nicht unbedingt.

Ganze Straßenzüge sind unbewohnt.
Es scheint mir ein wenig als wäre die Zeit stehen geblieben.
Irgendwie befremdend für mich.

Vor 20 Jahren kam die Revolution.
Früher gab es nur 1ne Brücke in Bratislava welche über die Donau führte. Heute sind es 5.

Ist das der Fortschritt den sich die Menschen erhofft haben?
Sind sie jetzt glücklicher als vorher? Sind sie nun mehr sie selbst?
Überall sind große Shopping Center und Supermärkte entstanden.
Macht Konsum glücklich?

Als ich mit meinem großen Rucksack in Bratislava rein gehe schauen mich die Menschen an als sei ich aus einer anderen Welt. Ist dem so?
Unvorstellbar was gewesen wäre wenn ich mit dem selben Rucksack vor 20 Jahren hier lang gewandert wäre.

Ich treffe mich in der Stadt mit Irena. Bei ihr darf ich die nächsten beiden Nächte bleiben.

Als wir in einem Café sitzen klingelt mein Handy. Eine Slowakische Nummer erscheint auf dem Display und es meldet sich eine junge Dame in englisch. Sie möchten gern ein TV Interview mit mir machen. Gleich morgen früh um 9Uhr.
Das hatte Irena lange vorher arrangiert. Das war eine Überraschung, gleichzeitig bin ich auch sehr froh und ein wenig aufgeregt.

Wir schlendern noch durch die Altstadt bevor es wieder zurück in die Wohnung geht.

"Gute Nacht, und mach dir keine sorgen wegen dem TV Interview sagt sie zum Abschied."
Dann verabschiedet sie sich. Morgen früh sehen wir uns wieder...


Nach dem Aufstehen geht es zuerst zum geplanten TV Interview.
Es findet direkt an der Donau statt. Merkwürdigerweise ist es an diesem sonnigen Morgen ungewöhnlich windig, was dazu führt, dass mein Cappy während des Interviews 2x davon fliegt. Das hat wiederum dazu beigetragen, dass etwas Spaß in das Interview hineinkam.
Der Kameramann fand es großartig.

Ich werde gefragt, was ich an der Slowakei am meisten mag.
Mit dieser Frage tue ich mich angesichts 4h Aufenthalt in diesem Land noch etwas schwer.
Wie jedoch in Deutschland und Österreich zuvor, sind die Menschen in der Slowakei ebenfalls sehr freundlich zu mir.

Eine weitere Frage war, was ich in den verschiedenen Ländern erwarte und wonach ich suche.
Ich erwarte nichts. Ich bin einfach offen für das was geschehen wird.
Wonach ich suche weiß ich nicht. Vor allem nach den Menschen.

Irena nahm mich dann anschließend mit auf ein großes Familientreffen. Ihr Bruder und ihre Schwägerin hatten letzte Woche Geburtstag und sie hat heute Namenstag.
Grund genug zum feiern!

Obwohl ich ein völlig Fremder bin, bin ich sofort ein Teil dieser Familie geworden. Man sorgt sich sehr um mich.

Ich bin ein Kind dieser Welt, und es ist fast so, als ob jeder Mensch den ich treffe persönlich ein Teil meiner Familie ist.
Sie schauen immer das ich es gut habe und versuchen mich im Verlauf meiner weiteren Reise bei ihren Freunden oder in ihrer Familie unter zu bringen.
So wie man es mit guten Freunden oder eben mit Familienmitgliedern tun würde.

So fremd mir die Slowakei gestern beim betreten gewesen ist, um so wohler fühle ich mich jetzt schon in diesem Land.

Und das mit der Sprache kriegen wir auch hin.

Ďakujem.