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Donnerstag, 8. November 2012

Tag 210 - Tag 215: Ruhetag Pomorie - St. Georgi Kloster (2378Km)


Samstag, 06.10.2012 - Donnerstag, 11.10.2012

Huiii, wie die Zeit vergeht. Über 4 Wochen keinen Blog geschrieben.
Was ist also in der Zeit alles passiert?

Ich habe die Zeit sehr genossen.
Zunächst habe ich noch 6 weitere Tage in dem St. Georgi Kloster verbracht. Dann fand ich kurz vor der Türkischen Grenze eine Dame mit einem 15Kg schweren Rucksack bewaffnet auf dem Weg zu Fuß nach Istanbul.
Gemeinsam haben wir die Türkei, das 7. Land meiner Reise erreicht und sind nun gesund und munter in Istanbul angekommen...

Aber ganz von vorn.

Ich verbringe also noch weitere 6 wundervolle Tage in diesem Kloster.
Es handelt sich um ein Kloster aus dem 16. Jahrhundert welches verhältnismäßig vermögend ist. Dadurch das es sehr nah am Meer liegt, kommen viele Besucher vorbei welche dem Kloster Geld spenden.
Normalerweise sind Klöster sehr abgeschieden, weit weg und außerhalb von Ortschaften. Diese Klöster sind jedoch sehr Arm weil sich kaum ein Besucher dorthin verirrt.
Das St. Georgi Kloster spendet daher regelmäßig große Summen an umliegende, arme Klöster.

Das Zentrum bildet eine Heilige Quelle im Glockenturm der heilende Wirkung zugesprochen wird. Im laufe der Zeit sind etliche Menschen von ihren Krankheiten erlöst worden nachdem sie von diesem Wasser getrunken haben. Was uns gleich zum nächsten Punkt bringt.
Es ist Süßwasser. Und das obwohl der Ort nur 1m über dem Meeresspiegel liegt und alle anderen Quellen herum Salzwasserquellen sind. Und niemand weiß wo das Wasser herkommt.
Ist doch merkwürdig oder?
Ich probiere natürlich ebenfalls von der Quelle. Zu meiner Überraschung sind meine Schmerzen im Fuß nun vollständig weg. Ich spiele ausgelassen mit den MönchenTennis im Hof des Klosters.
Das ist sehr witzig da der Boden viele Wellen hat und man nie weiß wie der Ball springt.

Das Kloster ist jedoch auch für seinen hervorragenden Wein und dem Brandy bekannt welcher hier gebraut wird.
1/3 des Einkommens stammt aus dem Verkauf von Wein und Brandy.
Es war tatsächlich gerade ein Besucher da der wortwörtlich sagte: "Ich hatte vor ca. 20 Jahren mal eine Flasche Brandy hier gekauft. Macht ihr den immer noch?".

Während der beiden Weltkriege wurde das Kloster als Hospital genutzt. Es wurde nie eine Kugel auf das Kloster oder innerhalb des Klosters abgefeuert.
Da es draußen derzeit wieder verrückt zugeht (seit 3 Tagen ist die Türkei wohl offiziell mit Syrien im Krieg) fühle ich mich hier also sehr sicher.

In den kommenden Tagen helfe ich dem russischen Restaurierter und Maler dabei eine alte Quelle im Kloster zu restaurieren. Und wir besuchen ein altes Grab welches ganz in der Nähe des Klosters ist.

Die Tage vergehen.
Jeden Tag verließ ich für eine gewisse Zeit das Kloster um mich auf eine Bank in der Nähe eines Hotels aufzuhalten welches WiFi aussendete.
Ich genoss die Sonne und den Blick auf das Meer. Beobachtete die Fischer wie sie mit ihren Booten den Hafen verließen und am Abend, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, mit ihren Fängen zurück kamen.
Ich nutzte die Zeit auch wieder um zu Schreiben und um allein zu sein, meine Reise zu verarbeiten, Erinnerungen zu vergraben um sie später bei verlangen wieder hervorzuholen.

Meine Zeit hier in Pomorie geht zu Ende.
Am Abend des 7. Tages packe ich meinen Rucksack. Morgen früh will ich weiter.
Da steht er nun. Schwer beladen.
Und mir fällt alles wieder ein...
Mein Traum nach Tibet zu gehen,die Suche nach dem Abenteuer, die Freiheit...

Ich hätte hier im Kloster bleiben können. Für eine weitere Woche, einen Monat, ein Jahr.
Den Mönchen bei der täglichen Arbeit helfen, denn davon gibt es genug...
Holz für den Winter Hacken, die Weinfelder bewirtschaften, bei der Restauration helfen...

Ich fühle mich sehr einsam. Gern würde ich mit jemanden darüber reden.
Täglich schlagen neue Syrische Granaten auf Türkischer Seite ein. Doch ich möchte weiter reisen.
Die Mönche begeistern sich sehr für meine Reise, können jedoch nicht verstehen warum ich die Strapazen auf mich nehme.
Sie würden mich sehr gern hier behalten.
Und viele meiner Freunde verstehen sehr viel von Sicherheit jedoch nichts von Risiken.
Die Entscheidung muss ich alleine treffen da ich mit niemanden darüber reden kann.

Was jetzt?
Ich bin dankbar einen weiteren Ort gefunden zu haben an den ich jederzeit zurückkehren kann.

Ab in den Süden. Es wird kalt...

1 Kommentar:

  1. Ich bin eigentlich nur aus Zufall über den Blog gestolpert - bin aber seitdem immer wieder mal hier um zu sehen was sich "getan" hat.
    Spätestens jetzt bist Du Stephan also an dem Punkt angekommen an dem das Reisen/Unterwegs sein in den Hintergrund tritt und man "nur noch" lebt. Ich freue mich für Dich, dass Du das auch zulassen kannst und mal einige Tage/Wochen ankommst.
    Liebe Grüße Andi

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