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Mittwoch, 19. September 2012

Tag 180: Von Tichilesti nach Silistea - 29Km (2057Km)


Donnerstag, 06.09.2012

Ich folge einer hügeligen Landstraße und komme sehr bald wieder zur Donau zurück.
Ein letztes mal...

Ich entdecke viele kaputte Boote am Ufer. Zeugen längst vergessener Zeit?
Zum einen ist es traurig zu sehen wie sie da liegen.
Zum anderen stelle ich mir aber vor wie die Fischer vor langer Zeit damit auf dem Fluss waren.
Alles hat seine Bestimmung. Und wenn diese erfüllt ist, muss man sich verändern.

Der persönliche Lebensplan. Ist dieser eines Tages erfüllt so muss man sich in etwas edleres verwandeln und einen neuen Lebensplan erfüllen um zu überleben.
Alles hat seine Zeit. Und wenn etwas nicht mehr benötigt wird löst es sich eben wieder auf. Es wird wieder zu dem was es immer war. Ein Bestandteil der Erde.
Und vielleicht ist genau das die Aufgabe.
Und irgend etwas bleibt.
Die vielen Geschichten die die Boote und die Fischer erlebt haben, die vielen Menschen welche vielleicht vor dem verhungern gerettet wurden.
Aber vielleicht sind es auch einfach nur alte Boote.
Wo wäre der Unterschied.

So wie jedes Boot irgendwann, muss ich mich auch von der Donau verabschieden. Jetzt. Vielleicht nicht für immer, jedoch garantiert für eine lange Zeit.
Es war sehr schön noch einmal 2 Tage zu ihr zurück zu kehren und an ihr entlang zu gehen.

Krasser konnte der Unterschied nun gar nicht sein.
Weiter geht es nämlich durch Menschenfeindliches Gebiet.
Trockene Staubwüsten, spärlich bewachsen.
Der feine Sand kriecht überall hinein.
Die Trinkflasche knirscht beim aufschrauben, die Augen brennen da der Schweiß den Sand in die Augen laufen lässt, reiben macht es nur schlimmer und dann der ständig trockene Mund.
Sofort nachdem ich etwas getrunken habe ist der Mund wieder trocken.
Das schöne in Wüsten ist jedoch dass weit und breit niemand da ist. Man kann so laut singen wie man möchte.

Ich habe das Gefühl, ich gehe einmal durch das Ende der Welt. Am Ende komme ich im Ort Silistea an.
Mein Weg führt mich zuerst zum Magazin (Eine art Tante Emma Laden wo es alles gibt) wo ich meine leere Wasserflasche auffüllen lasse. Ich trinke sie sofort leer und lasse sie gleich noch einmal füllen.

Vor dem Magazin sitzen ein paar Männer welche Backgammon spielen.
Ich frage sie nach einer Übernachtungsmöglichkeit.
Leider spricht keiner englisch. Ein älterer Herr hat mir irgendwie zu verstehen gegeben dass ich heute wohl bei ihm übernachten kann.
Ob im Haus oder im Zelt weiß ich noch nicht.
Mal sehen. Alle geben mir zu verstehen dass in mich erstmal hinsetzen soll. Ich werde auf ein Bier eingeladen und schaue den Jungs beim spielen zu.

Dann kommt Alex auf dem Rad an. Es hat sich schon rum gesprochen dass ich im Ort bin.
Alex ist 21 und spricht, so glaubt er, als einziger hier im Ort englisch. Und das perfekt.
Er wohnt seit seinem 4. Lebensjahr hier bei seinen Großeltern. Und diese haben zugestimmt das ich heute dort bleiben darf.

Doch woher spricht Alex perfekt englisch wenn niemand im Ort da ist mit dem er englisch sprechen kann?
Er nennt einen PC sein eigen den er auch fast 24h nutzt. Ja nur fast - er schläft den Rest der Zeit, raucht oder trinkt Kaffe.
Hab ich schon erwähnt das er gerade mal 21 ist.
Er chattet viel mit Freunden. Das im selben Raum jemand sitzt mit dem er auch reden kann...
Hmmmm...

Es war schwer seine Aufmerksamkeit für kurze Zeit vom PC weg und zu einer Unterhaltung hin zu lenken.
Hin und wieder ist es mir dann doch gelungen.
Doch irgendwie war sein Planet, auf dem er lebt, zu weit von meinem entfernt.
Ich kann mich erinnern dass ich in seinem alter auch so ein PC Freak war.

Aber auch das geht wieder vorbei...


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