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Sonntag, 23. September 2012

Eine Liebesgeschichte:

Der ultimative Rumänien Bericht?
Keineswegs!
Was nun folgt ist meine persönliche Sicht. Ich weiß, und mir ist bewusst dass andere Menschen andere Erfahrungen gemacht haben.

Man geht nicht ohne auf Wiedersehen zu sagen...

Ich sitze hier am Strand von Vama Veche und bin noch nicht aus dem Land.
Dennoch erlaube ich mir nach 4 Monaten Aufenthalt ein kleines Resümee.

Wenn etwas zuende geht denkt man an den Anfang.
Ich hatte Rumänien am 20.05.2012 in Turnu betreten und, hatte Angst - vor Rumänien.
Viele Deutsche und Ungarn reden leider sehr schlecht über das Land.
Gefährlich, wilde Hunde, Zigeuner, überall Korruption usw.
Einige haben auch gesagt dass der Spass hier vorbei wäre und ich mit der Sprache Probleme haben werde...
Zunächst einmal an diese Menschen: Wenn Ihr an eine sensible Person geratet könnt Ihr mit solchen Aussagen eine ganze Menge kaputt machen.

Ich persönlich glaube, dass diese Menschen noch nie in Rumänien waren sondern nur vom hören sagen ein ziemlich klares Bild von diesem Land im Kopf haben.
Das gleiche trifft auf viele andere Länder zu.
Wenn man Iran hört geht sofort das Kopfkino los.
Doch kein Land ist von grund auf gut oder schlecht.

Aber es gab auch viele die mir Mut gemacht haben. Menschen die schon einmal in diesem wunderbaren Land waren und erlebt haben wie schön es ist.

Sicher, das vorankommen war nicht immer leicht, das gebe ich zu.
Jedoch lag es keinesfalls an Problemen.
Es lag an den fantastischen Menschen welche hier leben.
Oft gab es Orte mit Familien bei denen ich 2 oder mehr Tage blieb.

Ein kleiner Auszug:
14 Tage Arad - Danke an Emil und Daniela
11 Tage Sibiu - Danke an Fred und das Felinarul Hostel
14 Tage Brasov - Großen Dank an Angie vom Hostel Mara
15 Tage Bukarest - Dank an Andreea und Reinhard sowie Kerstin
10 Tage Vama Veche - Dank an die Familie vom Haus "Casa Luca"
Sowie unzählige Familien welche mich für 2, 3 Tage aufnahmen.

Das Wetter machte es mir oft schwer. Auch weil es sich Nachts nicht abkühlte.
Es war heiß. 35 - 42° war keine Seltenheit.

Ich hab zugenommen (das Bild wurde ohne Rucksack gemacht) und gelernt dass man Weissbrot zu allem essen kann. Ja sogar zu Spagetti und Pizza.
Aus der anfänglichen Angst zu verhungern folgte später die Gewissheit zu platzen. Und wenn jemand eine 1,5L Flasche mit klarer Flüssigkeit auf den Tisch stellt ist da alles drin - nur sicher kein Wasser.
Begriffe wie Palinca und Țuică gehören einfach zu Rumänien dazu wie Bier in 2,5L Flaschen, die Karpaten und schöne Frauen.

Ich hab in wunderschönen Klöstern, in Trucks, Kasernen und auf Großbaustellen übernachtet. Bei Pfarrern, der Polizei, unzähligen wundervollen Familien und sogar bei Zigeunern.
War auf Kirchtürmen, in TV Studios, in Schulen und auf so vielen Bauernhöfen das mir sehr schnell die Finger zum zählen ausgegangen sind.

Und der Spass kam nie zu kurz. Rumänische Familienfeiern sind die besten welche ich bis dato kenne.

Es ging entlang von Straßen, etwas undefinierbaren, sowas ähnliches wie Straßen, auf Feldwegen, Dämmen, auf Gleisen und durch Flüsse da Brücken manchmal nur auf Karten existieren.
Fahren darf hier in Rumänien ehh alles solange es ein Nummernschild hat. Reicht auch wenn eins davon im Kofferraum liegt.
Dazu ein Witz der grad gut passt:
Ein schneller Rennwagen braucht einen guten Hochleistungsmotor aber auch super Bremsen
Angenommen der Rennwagen ist Europa
Deutschland ist der Motor.
Rumänien ist die Bremse.
Der kommt nicht von mir, den hat mir ein Rumäne erzählt.

Es gab so viel zu entdecken.
Und immer das Karpaten Panorama im Blick. Ich hatte auch das Glück 2mal auf ihnen ohne meinen schweren Rucksack zu wandern.

Deutschland ist gegenüber Rumänien wie ein steriles Krankenhaus, alles sauber und poliert mit klaren Regeln während hier das wirkliche Leben passiert.
Für mich ist ganz Rumänien ein riesengroßes Museum handelnd von "Wie das Leben eigentlich sein sollte".

Dadurch das Rumänien jetzt seit einiger Zeit in der EU ist, geht die Persönlichkeit Stück für Stück verloren.
Es wird alles angeglichen.
Angefangen bei einfachen Dingen wie Verkehrsschilder, bald kommt der Euro. Der Konsum ist in den großen Städten exakt der gleiche wie in Deutschland. Penny, Lidl, Kaufland und Obi haben Einzug gehalten.

Von vielen Rumänen habe ich gehört dass die Menschen früher noch viel Kameradschaftlicher und Hilfsbereiter waren, sich untereinander geholfen haben.
Jetzt fährt jeder die Ellenbogen aus und ist damit beschäftig Geld zu verdienen. Konnte ich nicht bestätigen da ich noch sehr viele nette Menschen getroffen habe.
Dennoch ist es zu spüren...

Ich bin froh dass ich noch etwas von dem ursprünglichen Rumänien sehen konnte.
Wo die Bauern noch, mit dem vom Pferd gezogenen Pflug über das Feld laufen und das Heu mit der Sense mähen.

Warum sollte man sonst reisen wenn überall alles gleich aussieht?

Ich hatte viele lange Diskussionen mit Rumänen.
Als Tourist sehe ich nur die guten und schönen Seiten hier in Rumänien.
Und sie sehen nur die guten Seiten in anderen Ländern wie z.Bsp. Deutschland.
Und ich bin sicher, je mehr Zeit ich in dem Land verbringe umso mehr sehe ich vielleicht auch die weniger schönen Seiten.
Genau so wie sie nach einiger Zeit die vielleicht weniger schönen Seiten von Deutschland entdecken würden.

Wenn man ständig mit den Umständen kämpft, kann das Leben zur Qual werden.

Natürlich könnte ich auch schimpfen wie unfreundlich einige Menschen sind, wie chaotisch die Autofahrer und das man sich nach und nach von einander entfernt weil jeder hinter dem Geld her ist.
Doch wäre Rumänien dann nicht so wie jedes andere Land auch?

Wir suchen das perfekte.
Doch das kann diese Welt nicht bieten.
Nicht solange man im außen nach Erfüllung sucht.
Diese Welt ist bereits perfekt.
Schaut genau hin und hört was sie zu sagen hat. Nehmt alle Elemente dieser Welt und lasst euch die Welt zeigen.

Da gibt es nichts zu verändern.
Es ist alles ok so wie es ist.

Wir brauchen die guten und die schlechten Tage.
Die guten um zu feiern, die schlechten, um die guten schätzen zu können.
Wie könnten wir sonst sagen dass etwas gut ist wenn wir nicht das Gegenteil erfahren und kennengelernt haben?

Es stimmt alles was über Rumänien gesagt wird.
Es gibt fantastische Landschaften und Zigeuner.
Großartige Strände und wilde Hunde
Schöne Parks und der Müll in manchen Städten
Gigantische Klöster, orthodoxe Kirchen und zerfallene Ruinen weil das Geld fehlt um sie zu restaurieren
Fantastische Menschen und Zigeuner Dörfer wo der Müll verbrannt wird
Irre günstige Handy Mobilkosten und korrupte Politik

Die Liste könnte ewig so weiter gehen.
Man kann es immer von 2 Seiten betrachten.
Hasst nicht was ihr nicht kennt, und habt auch keine Angst davor.

Rumänien ist weit davon entfernt ein perfektes Land zu sein. Aber ist Deutschland das nicht auch?
Scheinbar leben wir in Deutschland in einem kleinen Paradies.
Doch auch hier ist alles nur auf der Oberfläche.
Schaut man tiefer ist es genau so wie hier...
Schmerz, Angst, Verlust, Krankheit, Tod.

Es kann perfekt sein. Für jeden einzelnen.
Wenn man es zulässt und nicht nach den Fehlern sucht.
Wenn man keinen Perfektionismus erwartet.

Verschwendet nicht Eure Zeit mit der suche nach Fehlern. Vielleicht sind gar keine da.

Es ist nicht perfekt. Es ist ein Land wie jedes andere auch.
Es ist das Leben.
Ich liebe Rumänien und ich hoffe, ich konnte Euch in den letzten 4 Monaten ein wenig zeigen wie wundervoll dieses Land und die Menschen sind die darin leben.

Danke für die schöne Zeit.


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