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Freitag, 16. März 2012

Tag 5: Von Marktl nach Burghausen - 12Km

Donnerstag, 15.03.2012

Die kürzeste Etappe. Dennoch könnte dieser Tag ein ganzes Buch füllen.
Ob man viel oder wenig erlebt hängt nicht von der Strecke ab welche man zurücklegt. Sondern vielmehr wie man sie zurücklegt und ob man sich öffnet für all die wunderbaren Dinge die im Leben geschehen.

Mit meiner Freundin an der Hand geht es heut über wunderschöne Dörfer, Wälder und Felder auf eine kurze Etappe von lediglich 12Km nach Burghausen. Auf dem Weg dorthin merke ich wie hier die Zeit stillzustehen scheint. Hasen laufen auf den Wegen, das Pferd frist sein Heu und der Bauer der mich sieht fragt mich "Nach Tibet willst? Wo bittschön geht's denn hier auf Tibet?"

Die Stadt Burghausen liegt direkt an der Grenze zu Österreich und ist bekannt für die längste Burganlage Europas. Die Altstadt begeistert mich einfach wegen den wunderschönen alten gut erhaltenen Häuser.
Beides muss ich mir anschauen.

Ich hab heut noch Norbert, meinen Kameramann im Gepäck. Zusammen halten wir gelegentlich an um Szenen für unseren Film aufzunehmen.
Als wir Burghausen erreichen ist es ca. 16Uhr. Meine Freundin macht sich nun wieder auf den Heimweg und ich entschliesse mich nun Passanten nach einer Kostenfreien Übernachtung zu fragen. Noch ist genügend Zeit. Sollte es heut nicht mit einer Unterkunft klappen, so kann ich noch mein Zelt aufbauen.
Norbert wird mich in dieser Zeit der Unterkunftssuche mit der Kamera begleiten.

Nun beginnt das unfassbare.
Während Norbert noch dabei ist seine Kamera aufzubauen kommt eine Dame mit ihrem Hund vorbei und schaut uns sehr interessiert zu.
Da sie auf mich einen sehr freundlichen Eindruck macht, geh ich auf sie zu und frage ob sie jemanden kennt bei dem ich kostenfrei übernachten kann da ich ohne Geld unterwegs bin.
Sie ist Kamerateams im Ort gewöhnt und wenig erschrocken. Sie meint nur dass sie dies kurz mit ihrem Mann absprechen müsste. Daraufhin greift sie zum Handy und redet mit ihm. Dieser hat nix dagegen und somit ist meine Unterkunft für diese Nacht gesichert.
Ich wohne für 1ne Nacht im Haus von Gitti und Albert.

Norbert der nun mit dem Kameraaufbau fertig ist hätte diese Szene gern im Kasten gehabt und so stellen wir das ganze noch einmal für die Kamera nach.
Anschließend folgen wir Gitti zu ihrem Zuhause.
Auf dem Weg dorthin erzählt sie uns dass es wohl nichts großartiges sei und ich erwidere dass ich dies garnicht erwarte und ich mit einem einfachen Bett zufrieden bin.

Dann stehen wir vor der Haustür. Es handelt sich um ein ca. 500 Jahre altes Denkmalgeschütztes Haus.
Als sie uns durch die 2 Wohnetagen führt fehlen Norbert und mir die Worte. Es ist einfach nur faszinierend. Dieses Haus ist mit soviel Liebe und ganz vielen kleinen Details eingerichtet dass wir uns sofort Wohlfühlen. Mit jedem Meter den wir entdecken fallen uns die Augen raus. Es ist traumhaft. Hinzu kommt ein unvergesslicher leichter Duft von Räucherstäbchen.
Sie bietet uns etwas zum trinken an und befeuert den Kamin. Es ist so unbeschreiblich gemütlich in diesem Haus.

Da es noch hell ist wollen wir uns noch die Stadt anschauen.
Zu meiner Überraschung überreicht Gitti mir sogar den Haustürschlüssel was ich als riesengroßen Vertrauensbeweis ansehe.

Als ob dem noch nicht genug wäre werden wir sogar noch zum Essen in ein Restaurant eingeladen. Ist das nicht Irre?
Fremde Menschen lassen uns in ihrem Haus schlafen und nehmen uns so warm und herzlich auf. Und das alles nur weil ich gefragt habe. Vielleicht ist es eine Art Belohnung für den Mut zu fragen.

Nach dem Essen spazieren wir noch alle zusammen durch die Altstadt. Wir besuchen sehr schöne Lokale die Norbert und ich allein vielleicht nie gefunden hätten und führen interessante Gespräche. Das heißt Norbert führt die Gespräche da ich zu fortgeschrittender Stunde sehr müde bin. Solche Begegnungen geschehen einem nicht wenn man in Hotels oder Pensionen übernachtet.
Wieder zu Hause angekommen sitzen wir noch sehr lang vor dem Kamin. Für mich gibt es sogar noch Kuchen und Schokolade.

Albert besorgt morgen früh noch Semmeln und wir sind gern zum Frühstück gesehen.
Ich bin einfach von der Gastfreundlichkeit der beiden überwältigt.
Albert meint dazu nur: "Seit unsere Söhne aus dem Haus sind ist Besuch eher spärlich gesät. Wir freuen uns wenn jemand kommt"
Gitti fügt hinzu: "Ich glauben dass alles Gute was man tut irgendwie wieder zurückkommt"
Ich denke vielleicht ist dies auch ein Grund weshalb die beiden 3 Patenkinder auf völlig verschieden Teilen der Erde haben.















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