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Mittwoch, 9. Mai 2012

Tag 59: Von Ocsa nach Hernad - 25Km

Dienstag, 08.05.2012

Gegenüber gestern ist der Start heute wie das aufwachen in einer anderen Welt.
Die Regenwolken sind weg, die Sonne scheint und anstatt Großstadt gehe ich in einem kleinen Dorf los wo sich jeder kennt und auch mir jeder zuwinkt und einen schönen Tag wünscht.

So viele Radfahrer wie hier in Ungarn habe ich glaube auf meiner ganzen Reise noch nicht gesehen. So kommt es mir vor.
Einer hält neben mir an, spricht viel in Ungarisch, zeigt mir den Daumen nach oben, schüttelt mir die Hand und fährt weiter.

In Hernad führt mein Weg direkt bei der Pfarre vorbei.
Obwohl ich heute ja eigentlich weiter nach Örkeny will, probiere ich es mal auf gut Glück.
Pater Martin öffnet mir. Leider spricht er kein deutsch und nur wenig englisch. Aber heute Nacht darf ich hier bleiben. Sensationell!
Mit Händen und Füßen verständigen wir uns.
Für Außenstehende muss es ausgesehen haben als ob wir tanzen würden.
Er bittet mich zu Tisch und wir machen erstmal schön gemeinsam Brotzeit. Er tischt auf und es gibt viele leckere ungarische Köstlichkeiten sowie selbst gemachte Wurst und Käse.
Ich sehe wie er ins Nebenzimmer geht um zu telefonieren.
Denke mir aber nichts dabei.

Wenig später habe ich das Gefühl das halbe Dorf sitzt mit am Tisch. Eine Nachbarsfamilie und ein weiterer Herr sind da welche richtig super englisch sprechen und auch für den Pater übersetzen.
Wieder verschwindet Pater Martin kurz. Diesmal aber nicht um zu telefonieren. Nein, er kommt mit einer Flasche Palinka um die Ecke. Was das heißt weiß ich.
Egészségedre! Mein Ungarischer Wortschatz wird so auch immer besser. Nach einem weiteren Glas Palinka bilde ich mir sogar ein, langsam was zu verstehen.

Freunde aus dem Ort Fragen mich ob ich schonmal auf 'nem Pferd gesessen bin. "Mit Leine" antworte ich.
"Leine haben wir keine. Das muss heut mal ohne gehen."
Und ehh ich mich versehe, habe ich 'nen Helm auf und sitze auch schon oben drauf.
Das Pferd kennt den Weg was mir sehr entgegen kommt.

"Und warst Du schon in der Mitte von Ungarn?" fragen mich meine Gastgeber.
Haha sag ich. Wenn man die 8 Tage in Budapest mal nicht mit zählt, bin ich ja erst mal 5 Tage in Ungarn gelaufen. Wie kann ich da schon in der Mitte sein, denke ich laut.
Aber es ist wahr. Die geografische Mitte von Ungarn ist in einem Ort namens Pusztavatcs, nur 5Km entfernt. Und da ging es dann auch hin. Ist jedoch unspektakulärer als es sich zunächst anhört.
Ein Holzpfosten, eine Steinplatte und schick iss. Wir machen ein gemeinsames Foto und dann geht's auch schon wieder zurück. Abendbrot.

Bis spät Abends sitzen wir am Tisch und unterhalten uns.
Der Ort Hernad entwickelt sich langsam zum Nabel der Welt.
Vor ca. 5 Jahren kam ein Radfahrer hier vorbei der nach Jerusalem gefahren ist und ebenfalls hier übernachtete.

Für mich ist auch klar dass dieser Ort, Touristisch gesehen, in Zukunft ganz groß wird. Jeder der vom Westen aus nach Tibet, Jerusalem oder sonstwo Richtung Osten unterwegs ist muss hier früher oder später vorbei.

Und bei so vielen netten und gastfreundlichen Menschen kann ich das jedem auch nur empfehlen...


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