banner

Donnerstag, 17. Mai 2012

Tag 67: Von Csongrad nach Fabiansebestyen - 28Km

Mittwoch, 16.05.2012

Nein ich suche nicht die Gefahr. Ich weiß was ich suche: Ich suche das Leben. (Antoine de Saint-Exupéry)

Aufwachen!!! Es geht in die Schule.
Was???
Schon als Kind bin ich da nicht gern hingegangen. Lieber habe ich mich den ganzen Tag in der Weltgeschichte rumgetrieben.
Und nun gehe ich freiwillig in die Schule?
Es ist Jahre her dass ich in einer Schule war. Und noch länger das ich an einer Tafel gestanden bin.
Ich habe es nie gemocht.
Aber heute morgen war es großartig.

Ich blicke in weit aufgerissene, strahlende und staunende Kinderaugen.
Alle Kinder waren still, haben gespannt zugehört und richtig gute fragen gestellt.

Hast du manchmal Momente wo dir die Kraft ausgeht?
Kommen manchmal negative Gedanken?
Wenn du alles verkauft und weggegeben hast, wo wohnt dann deine Familie?

Einige Fragen der Kinder bewegen mich sehr.
Auch die Begeisterung mit der sie ihre Fragen stellen.
Diese Energie der Kinder nehme ich mit auf meine Reise.

Mein Weg führt mich heut entlang von alten Strassen. Die Natur rückt wieder stück für stück vor und holt sich zurück was ihr gehört.

Beim Essen gestern Abend hat mich der Pfarrer gefragt wohin ich denn heute gehen werde. Ich sagte ihm: Nach Fabiensebestyn. Darauf sagt er, dass er den Ort gut kennt und das es dort keine Pfarre gibt.

Ich hatte gestern zunächst etwas Bange als ich dies hörte. Der Ort ist wirklich sehr klein und so könnte es tatsächlich schwierig werden dort eine Unterkunft zu bekommen.

Aber heute morgen als ich aus der Schule losgegangen bin war ich fest entschlossen auf jeden Fall in diesen Ort zu gehen.
Ich stellte mich auf meine erste Nacht im Zelt ein.

Deswegen habe ich mir, bevor es heut morgen los ging, noch ein großes Lunchpaket gepackt damit ich Abends im Zelt was zum Essen hab.

Der Tag vergeht relativ schnell. Mit einigen Pausen komme ich dann in Fabiensebestyn an.
Da ich in Kunszallas beim Bürgermeister übernachtet habe, weiß ich was Bürgermeister auf Ungarisch heißt.
Und mitten im Ort sehe ich ein Wegweiser zum Bürgermeister. Gut, denke ich - probieren wir es.

Ich finde das Büro des Bürgermeisters. Denke ich zumindest. Als ich es betrete stehe ich in einem langen Gang und es riecht nach Arztpraxis. Ich checke noch einmal das Türschild - Polgármester.
Gut ich bin richtig.

Das macht Spass.
Ich hatte mir heute extra einen Ort rausgesucht in dem es keine Pfarre gibt. Mal sehen was passiert.

In spreche ein paar Personen an ob sie deutsch oder englisch sprechen. Leider Fehlanzeige. Dann kommt jemand der ein bisschen englisch spricht auf mich zu. Er hört sich an was ich sage, nickt mit dem Kopf und verschwindet.

Kurz darauf kommt er wieder und fragt mich, ob ich einen Kaffe möchte. Ja warum nicht - Mit Milch und Zucker bitte.
Er hat gerade mit der Deutschlehrerin der Schule telefoniert. Sie ist auf dem Weg und wird gleich hier sein.

Ich setze mich wieder auf den besagten Gang und warte.
Beim Versuch von dem Kaffe und dem Flur ein Foto zu machen Kippe ich mir den heißen Kaffe erstmal schön über die Hose.
In dem Moment kommt die Deutschlehrerin rein.
Sie fragt, wie sie mir helfen kann. Darauf ich: Mit einer Serviette und einem Wischlappen. Sie lacht.
Dann erzähle ich ihr von meiner Reise.

Gleich darauf werden wir zum Bürgermeister reingebeten.
Mit der Hose voller Kaffe erzähle ich noch einmal was ich hier mache und Ilona, die Deutschlehrerin, übersetzt die ganze Zeit.

Es gibt im Dorf ein Gästehaus. Dort gibt es sehr viele Betten welche zur Zeit alle frei sind. Da kann ich gerne eins haben.

Der Bürgermeister fragt wie lange ich bleiben möchte. Ich sage ich wie immer: Nur 1ne Nacht.
Nein das geht garnicht. Sie müssen mindestens 2 Tage bleiben.
Erstmal um sich alles anzuschauen und dann müssen sie in der Schule auch von ihrer Reise erzählen.
Das kenn ich doch irgendwo her...

Und dann kommt auch die Auflösung zu dem merkwürdigen Geruch. Der Bürgermeister ist gleichzeitig der Hausarzt der Gemeinde...

Heute habe ich übrigens die 1.000Km Marke überschritten.
1.013Km - Ohne Geld gestartet und ohne je das Zelt benutzt zu haben.

Ich bin so unendlich dankbar dass ich diese Reise machen darf.

Mich würde interessieren:
Was zieht Ihr daraus für Schlüsse?
Regt Euch diese Reise zum nachdenken an?
Dazu werde ich morgen in Facebook eine Umfrage starten.
Ich freue mich wenn Ihr alle mitmacht.
Eure Antworten interessieren mich sehr.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen