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Samstag, 21. April 2012

Tag 41 und 42: Von Hainburg nach Bratislava - 18Km

Freitag und Samstag, 20. + 21.04.2012

Es ist, als betrete ich eine neue Welt.

Der Grenzübertritt von Österreich in die Slowakei war der unspektakulärste in der Geschichte meiner jungen Reise.
Von den Grenzanlagen welche hier vor mehr als 20 Jahren gestanden haben ist nichts mehr zu sehen.
Bestenfalls ein schmaler Asphaltweg, welcher heute als Radweg mitten im Biotop dient, zeugt von der früheren Existenz des Eisernen Vorhangs.
Ist also Gras über die Sache gewachsen?

Ich spüre irgendwie, dass ab sofort alles anders zu sein scheint.
Es ist wirklich komisch.
Ich kann es nicht beschreiben.
Die Straße auf der ich laufe, dieser Grenzweg, könnte eben so gut irgendwo in Deutschland oder Österreich sein.
Dennoch ist es hier anders.
Ich weiß nicht was es ist.

Die Sprache ist natürlich anders, das wusste ich vorher schon.
Aber es ist weit mehr als das.
Auch die alten Autos, Busse sowie Straßenbahnen meine ich nicht unbedingt.

Ganze Straßenzüge sind unbewohnt.
Es scheint mir ein wenig als wäre die Zeit stehen geblieben.
Irgendwie befremdend für mich.

Vor 20 Jahren kam die Revolution.
Früher gab es nur 1ne Brücke in Bratislava welche über die Donau führte. Heute sind es 5.

Ist das der Fortschritt den sich die Menschen erhofft haben?
Sind sie jetzt glücklicher als vorher? Sind sie nun mehr sie selbst?
Überall sind große Shopping Center und Supermärkte entstanden.
Macht Konsum glücklich?

Als ich mit meinem großen Rucksack in Bratislava rein gehe schauen mich die Menschen an als sei ich aus einer anderen Welt. Ist dem so?
Unvorstellbar was gewesen wäre wenn ich mit dem selben Rucksack vor 20 Jahren hier lang gewandert wäre.

Ich treffe mich in der Stadt mit Irena. Bei ihr darf ich die nächsten beiden Nächte bleiben.

Als wir in einem Café sitzen klingelt mein Handy. Eine Slowakische Nummer erscheint auf dem Display und es meldet sich eine junge Dame in englisch. Sie möchten gern ein TV Interview mit mir machen. Gleich morgen früh um 9Uhr.
Das hatte Irena lange vorher arrangiert. Das war eine Überraschung, gleichzeitig bin ich auch sehr froh und ein wenig aufgeregt.

Wir schlendern noch durch die Altstadt bevor es wieder zurück in die Wohnung geht.

"Gute Nacht, und mach dir keine sorgen wegen dem TV Interview sagt sie zum Abschied."
Dann verabschiedet sie sich. Morgen früh sehen wir uns wieder...


Nach dem Aufstehen geht es zuerst zum geplanten TV Interview.
Es findet direkt an der Donau statt. Merkwürdigerweise ist es an diesem sonnigen Morgen ungewöhnlich windig, was dazu führt, dass mein Cappy während des Interviews 2x davon fliegt. Das hat wiederum dazu beigetragen, dass etwas Spaß in das Interview hineinkam.
Der Kameramann fand es großartig.

Ich werde gefragt, was ich an der Slowakei am meisten mag.
Mit dieser Frage tue ich mich angesichts 4h Aufenthalt in diesem Land noch etwas schwer.
Wie jedoch in Deutschland und Österreich zuvor, sind die Menschen in der Slowakei ebenfalls sehr freundlich zu mir.

Eine weitere Frage war, was ich in den verschiedenen Ländern erwarte und wonach ich suche.
Ich erwarte nichts. Ich bin einfach offen für das was geschehen wird.
Wonach ich suche weiß ich nicht. Vor allem nach den Menschen.

Irena nahm mich dann anschließend mit auf ein großes Familientreffen. Ihr Bruder und ihre Schwägerin hatten letzte Woche Geburtstag und sie hat heute Namenstag.
Grund genug zum feiern!

Obwohl ich ein völlig Fremder bin, bin ich sofort ein Teil dieser Familie geworden. Man sorgt sich sehr um mich.

Ich bin ein Kind dieser Welt, und es ist fast so, als ob jeder Mensch den ich treffe persönlich ein Teil meiner Familie ist.
Sie schauen immer das ich es gut habe und versuchen mich im Verlauf meiner weiteren Reise bei ihren Freunden oder in ihrer Familie unter zu bringen.
So wie man es mit guten Freunden oder eben mit Familienmitgliedern tun würde.

So fremd mir die Slowakei gestern beim betreten gewesen ist, um so wohler fühle ich mich jetzt schon in diesem Land.

Und das mit der Sprache kriegen wir auch hin.

Ďakujem.

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