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Montag, 2. April 2012

Tag 22: Von Stift Melk nach Rossatz-Arnsdorf - 25Km

Sonntag, 01.04.2012

Wie sieht ein perfekter Tag aus?
Folgendermaßen: Kein Scherz!

Ich geh um 8:30Uhr aus dem Haus. Heut mal ohne Frühstück. Aber gar nicht schlimm. In Melk gibt es ja noch eine Jugendherberge. Das ist meine erste Adresse.
10 vor 9Uhr komm ich an. Ich frag ganz freundlich ob es möglich ist mit zu frühstücken. Kein Problem. Grad rechtzeitig - Frühstück gibt's nämlich nur bis 9Uhr. Das muss auch reichen denn der nächste Termin steht auch schon an:
9:30Uhr: Heilige Messe am Palmsonntag in der Stiftskirche. Das wollte ich mir unbedingt ansehen.
Und das hat sich gelohnt. Die Akustik in der Kirche ist phänomenal. Dem Chor beim singen zu zuhören ist ein Genuss.
Zeit zum verschnaufen und um zur Ruhe zu kommen.

Gegen 11:30Uhr verlasse ich Melk um meine Reise gen Osten vorzusetzen.
Sehr weit komme ich nicht. Nach gut 1h treffe ich Walter und seine Frau Michi. Beide sind aus Wien und genießen das schöne Sonntagswetter für eben diesen Spaziergang.
Wir gehen ein Stück gemeinsam, philosophieren darüber dass es keine Zufälle gibt und dann laden mich beide zum Mittagessen ein. Das kann kein Zufall sein denn es ist mittlerweile 13 Uhr. Passt prima.
Es geht in ein sehr schönes kleines Lokal direkt an der Donau.
Anschließend noch ein Kaffe und die Zeit verfliegt mal wieder rasend schnell.

Bei dem schönen Wetter sind auch wieder viele Menschen entlang der Donau unterwegs.
Immer wieder halten Radfahrer an und interessieren sich für mich. Oder versperrt ihnen mein Rucksack die Sicht?

Die Tour heute ist ein Genuss. Die Wachau hat nicht zuviel versprochen. Es ist wunderschön hier und das Wetter ideal. Die Sonne zu spüren tut richtig gut. Hat sie sich doch ganze 3 Tage versteckt.
Immer wieder durchlaufe ich kleine Dörfer. Links und rechts seh ich blühende Marillenbäume und Weinsträucher. Erinnert mich ein wenig an den spanischen Jakobsweg.
Und über die Berge muss ich auch nicht. Diese kann ich mir schön von unten angucken. Alles prima.

Da ich heut erst recht spät gestartet bin, und auch eine längere Mittagspause hatte, ist es schon 18:45Uhr als ich in meinen Zielort eintreffe.
Die Sonne verschwindet schon hinter den wunderschönen umliegenden Weinbergen welche mich hier in der Wachau begleiten. Und ist die Sonne weg, wird es sehr schnell sehr kalt. Ich klingel bei ein paar Häusern an denen "Zimmer frei" angeschrieben ist. Leider öffnet niemand. 2mal passiert mir das.

Dann: Ein Schild mit der Aufschrift Ferienwohnung lockt. Ich Klingel und eine nette Frau öffnet mir. Endlich!
Es ist ein wenig Überzeugungskraft gefragt.
Sie ist noch nicht auf Besuch eingestellt.
Die Wohnung ist weder geputzt noch eingeheizt.
Das mir dies nix ausmacht will sie nicht recht glauben.
Dann aber führt sie mich doch in die Wohnung.
Und wieder einmal bin ich überwältigt. Die ausgezogene Couch gehört mir. Der netten Dame zeige ich den Artikel der Münchner Abendzeitung welchen sie auch umgehend mitnimmt um ihn ihrer Familie zu zeigen.
Ihre Tochter hat grad das Abendessen fertig gehabt und es ist noch genügend über.
Ihr Mann schmeißt die Heizung an.
Langsam wird es warm während ich ganz lecker zu Abend esse.
Wenig später steht die gesamte Familie in der Tür.
Sie haben den Zeitungsartikel gelesen und alle haben was mitgebracht.
Schoko Kekse, Smarties, 3 Äpfel und jede Menge Tee.
Die Kids finden total cool was ich mache. Meine ersten 2 Groupies.
Vielleicht schaff ich es nun mit meiner Story in die Bravo.
Mir fehlen die Worte. Ich freu mich sehr dass ich wieder einmal so herzlich aufgenommen wurde und bin in diesem Moment so unfassbar glücklich.

Während die Dame des Hauses noch Gardinen aufhängt, welche grad aus der Wäsche gekommen und gebügelt sind, unterhalten wir uns noch etwas.
Sie hat einen Sohn in Wien der ebenfalls, wie sie meint, sehr ungewöhnlich ist. Sie hört zwar gern von Aussteigern Geschichten, in ihrer Familie würde sie so jemanden jedoch lieber nicht haben wollen. Ihr Sohn ist 40 Jahre alt und arbeitet bei der Lebenshilfe als Pfleger.
Sein Studium hat er abgebrochen weil es ihn nicht mehr interessiert hat. In dem Job als Pfleger findet er Sinn und hat Spass bei der Arbeit. Ich sage dass das doch viel wichtiger ist als viel Geld zu verdienen. Das fand sie weniger gut.
Sie hätte sich gewünscht dass ihr Sohn was besseres wird.

Wenn ihr Sohn den Job mit Freude und Liebe tut und damit noch soviel Geld verdient dass er in Wien gut leben kann, hat er doch alles erreicht. Oder?

Dienen Kinder als Art Status Symbole?
"Mein Sohn hat studiert und ist Professor." Sicher kann ich mir vorstellen dass das jede Mutter stolz machen würde.
Aber wo bringt uns das hin wenn jeder besser sein will als der andere?
Setzt man sich selber damit nicht wahnsinnig unter Druck?

Morgen gehts weiter durch die wunderschöne Wachau.
Mit dem Frühling wird's hier von Tag zu Tag schöner.

1 Kommentar:

  1. wenig Kommentare, aber viele Leser! WIR jedenfalls warten jeden Tag gespannt auf deinen neuesten Bericht und tolle Fotos.
    Virtuelles Mitwanderern sozusagen :-)
    viele geniale Tage wünscht Sorella

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