Montag, 02.04.2012
"Hier im Ort wird sie mit Sicherheit niemand kostenfrei übernachten lassen."
Uhh Ohh...
Ein ganz normaler Tag.
Aber ein sehr schöner.
Da ich mich von der Familie nicht noch einmal persönlich verabschieden kann schreibe ich einen kleinen Brief und lege diesen zum Abschied auf den Tisch.
Die Strecke von Melk bis Krems zählte bis jetzt für mich zu der schönsten meiner Tour.
Das schöne Bild der Wachau von gestern zieht sich fort. Weinberge, Marillenbäume und dazu herrlicher Sonnenschein.
Am Ortseingang von Hollenburg arbeitet eine etwas grimmig und traurig dreinschauende Frau an ihrem Zaun.
Ich beschliesse sie trotzdem nach der Möglichkeit einer kostenfreien Unterkunft zu fragen.
Sie sagt mir dass das hier im Ort mit Sicherheit niemand machen würde.
Ich bedanke mich dennoch bei ihr und gehe mit soviel Zuspruch meines Weges.
Nach wenigen Metern erreiche ich einen Gasthof.
Dort nimmt man mich leider nicht auf. Das Haus ist zwar leer und alle Betten frei, jedoch für 1ne Nacht wäre das zuviel Arbeit alles herzurichten und am nächsten Tag Betten abziehen etc.
Sie hat allerdings einen Tip:
Am Ortsende gibt es eine kleine private Pension. Dort solle ich es doch einmal versuchen.
Und ich mache mich wieder auf den Weg.
Nach 15min komme ich an. Nach 2 maligem klingeln öffnet mir niemand. Hat die Dame vom Gasthof etwa schon hier angerufen und vorgewarnt das ich komme?
An der Hauswand steht die Telefonnummer der Pension.
Ich rufe an. Eine etwas außer Atem klingende Frau nimmt ab. Sie ist grad beim Nordic Walking unterwegs jedoch nicht mehr weit von zu Hause entfernt.
Eh ich meinen Grund des Anrufs erklären kann hat sie schon wieder aufgelegt.
Nach 5min steht sie dann vor mir. Sie ist verwundert dass ich kein Fahrrad dabei habe.
Ich erzähle dass ich von München aus bis hierher gelaufen bin und das ich bis nach Tibet gehen werde.
Auf die Frage nach einer kostenfreien Übernachtung hadert sie etwas. Sie ist sich nicht sicher.
Sekunden dehnen sich für mich zu Minuten aus.
Dann jedoch ein Lächeln, und - Sie stimmt zu.
Erleichterung und ein Freudensprung.
Ich hatte schon geglaubt die grimmige Dame am Ortseingang würde Recht behalten.
Dazu fällt mir eine Geschichte ein welche ich erst vor ein paar Tagen wieder gelesen habe:
Ein alter Mann saß vor den Toren einer Stadt. Alle Menschen die in die Stadt kamen, gingen an ihm vorbei.
Ein Fremder blieb stehen und fragte den alten Mann:
"Du kannst mir sicher sagen wie die Menschen in dieser Stadt sind?"
Der Alte sah ihn freundlich an. "Wie waren die Menschen dort wo du zuletzt warst?"
"Freundlich, hilfsbereit und großzügig. Sehr angenehme Menschen.", antwortete der Fremde.
"Genau so sind sie in dieser Stadt." Das freut den Fremden und mit einem Lächeln ging er durch das Tor.
Später kam ein anderer Fremder. "Sag mir Alter. Wie sind die Menschen in dieser Stadt "
Und auch ihn fragte der alte Mann: "Wie waren die Menschen dort wo du zuletzt warst?"
"Furchtbar! Unfreundlich und arrogant."
Darauf antwortete der alte Mann: "Ich fürchte, so sind sie auch in dieser Stadt."
Verfasser unbekannt.
Nun ruh ich mich in meinem Zimmer aus. Für morgen ist eine lange Tour geplant.
Es geht in das 31Km entfernte Tulln.
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