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Donnerstag, 7. Juni 2012

Tag 88: Von Tela nach Savarsin - 20Km (1209Km)

Mittwoch, 06.06.2012

Um 08:30Uhr starte ich.
Es ist ein sehr kühler morgen und wie ich aufbreche liegt eine sehr ruhige Stimmung über dem Ort.

Kurz hinter dem Ortsausgang treffe ich auf 3 Schäfer. Sie stehen und sitzen am Straßenrand während aus dem kleinen Radio lustige Musik spielt.
Ich bleibe stehen und beobachte fasziniert wie einer der 3 seine Schafe aus der Ferne wie ferngesteuert lenkt.

Wenn sie sich zu weit entfernen, pfeifft er 2x sehr laut und ruft noch einmal etwas was ich nicht verstehe, und plötzlich machen alle Schafe ohne Ausnahme kehrt und kommen zurück. Ich bin beeindruckt.
Das sind die waren Alchimisten
Ich kann mir auch gut vorstellen Schäfer zu sein, mit einem kleinen Radio im Feld zu sitzen und den Schafen zu zusehen.

Im nächsten Ort treffe ich auf eine Zigeuner Familie.
Die Mutter will mir 20 Eier für 10€ verkaufen, die Tochter spricht von Liebe auf den ersten Blick und will mich mit nach Hause nehmen und der Sohn spricht gut Englisch und übersetzt die ganze Zeit.
Und am Ortsausgang steht ein Herr der mich um 10€ bittet da sein Auto kaputt ist und seine Frau schwer krank.

Auch im nächsten Ort, wenige Kilometer weiter, spricht mich ein Herr an, ob ich seine 3 Tunfisch Dosen kaufen will welche er grad aus der Tasche zieht.
Und zu einem wahnsinns Preis. Er braucht das Geld für Zigaretten und Cola. Ich lehne dankend ab und ziehe weiter. Auch er geht weiter, den selben Weg wie ich, wenige Meter vor mir her, die Dorfstraße entlang.

Der selbe Herr geht dann zu einem Haus und klingelt.
Die Bewohner haben auch kein Interesse an seinem Fisch und schicken ihn mit kurzen Sätzen weg.
Als sie mich sehen fragen sie mich ob ich auf einen Kaffe reinkommen möchte.
Ich überlege sehr lange. Diese Gegend ist mir irgendwie unheimlich und suspekt.
Mein Gefühl sagt mir jedoch das irgendwie grad alles ok ist.
Ich stimme etwas mutig zu und folge den beiden in ihr Haus.
Und tatsächlich bekomme ich einfach nur einen guten Kaffe ohne Hintergedanken oder 10€ zahlen zu müssen.

Erleichtert, alles noch bei mir zu haben, gut gelaunt und gestärkt ziehe ich weiter nach Savarsin.

Dort frage ich mehrere Menschen nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Alle zeigen mit der Hand gen Himmel die Strasse entlang. Dort muss es also etwas geben.

Dann entdecke ich ein Schild mit dem Hinweis auf eine Pension in 700m Entfernung.
Ich mache mich also auf dem Weg.
Auf halber Strecke kommt mir ein Auto mit 2 Frauen entgegen.
Sie fragen mich ob ich zur Pension möchte. Ich sage ja.

Es muss sich bei einer der beiden Damen wohl um die Besitzerin handeln denn sie sagen, dass bereits alle Zimmer belegt sind, jedoch 10Km weiter eine weitere Pension ist.
Ich sage dass ich zu Fuß reise und mir das jetzt einfach zu weit ist.
Aus irgendeiner "Eingebung" heraus ziehe ich mein Handy aus der Tasche und zeige ihr ein Bild von meiner Isomatte + Schlafsack.
Sie überlegt ganz kurz und gibt mir zu verstehen dass ich mich doch weiter auf den Weg Richtung Pension machen soll.

Ein erster Erfolg?
Nur weiß ich nicht was weiter passieren wird.

Bei der Pension angekommen ist niemand weiter dort. Ich setze mich im Vorgarten auf eine Bank und warte auf die Rückkehr der beiden Damen.
Es dauert auch nicht lange und sie fahren auf den Hof. Zuerst laden sie das Auto aus und anschließend führt mich die Besitzerin in ein Nebenhaus der Pension. Dort gibt sie mir ein Wohnzimmer und richtet mir die Couch zum schlafen her. Leider spricht sie kein Deutsch oder Englisch und ich hab keine Möglichkeit ihr mitzuteilen dass ich kein Geld bei mir habe.

Aber Moment: Emil spricht doch Rumänisch. Und wie durch "Zufall" ruft er genau in diesem Moment bei mir an.

Ich rede kurz mit ihm und reiche ihn dann weiter zu der Dame.
Und es ist alles geklärt: Ich darf kostenfrei auf der Couch schlafen und bekomme später sogar noch eine Kleinigkeit zu Essen. Ich bin glücklich.

Aus der Kleinigkeit ist ein 3 Gänge Menü geworden.
Es gab eine richtig gute heiße Fleischklossuppe, einen Tomaten-Gurken Salat und Schnitzel mit Kartoffeln.
Großartig!

Und nach dem Abendessen wurde die Tischtennisplatte aufgebaut und gespielt.

Eine Gruppe von Waldarbeitern ist gerade hier in dem Gebiet stationiert und ist schon sehr lange zu Gast in dieser Pension.
Gemeinsam haben wir den ganzen Abend Spaß.

Daniel ist einer von ihnen. In den Spielpausen, während die anderen spielen unterhalten wir uns.

Er geht selber gern wandern. Und Rumänien ist dafür bestens geeignet sagt er. Viele Wälder sind hier noch nahezu unberührt.
Er war selber auch einmal lange Zeit in Canada.
Dort hat es ihm ebenfalls sehr gut gefallen.
Die Art zu reisen wie ich es tu findet er sehr cool. Er erzählt mir dass er in Canada 4 Tage am Stück gewandert ist und anschließend per Anhalter zurück in die Stadt und zum Flughafen getrampt ist.

Und ganz nebenbei: Veronika war vor 2 Tagen auch hier in dieser Pension...

Viele liebe Grüße von: Marianna, Daniel, Manoli, Cepean, Tolia und nochmal Tolia.
Du bist allen in guter Erinnerung geblieben...

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